Arbeit? Einkommen!

Ein Rückblick auf das Symposium »State of the Art – Arbeit in Kunst, Kultur und Medien« des Kulturrat Österreich. Anfang März in Wien von Klemens Christl

 

Das Doppel Arbeit und Einkommen ist einerseits dominierend für die Organisation des Lebens von den meisten – andererseits nicht nur, aber gerade auch im Kunst-, Kultur- und Medienbereich selten stimmig im Verhältnis zueinander. Meist fehlt das Einkommen (oder es ist zuwenig). Dahinter steht natürlich die Frage, wieso Arbeit und Einkommen so eng miteinander verknüpft sind. Ob dies (für wen) wünschenswert ist, oder andersherum: inwieweit stimmt diese Abhängigkeit? Was ist Arbeit? Und was Einkommen? Dies war – kurz gesagt – der Ausgangspunkt für das Symposium, und um die Positionen zu klären: der Autor dieses Rückblicks war für Organisation und Durchführung des Symposiums zuständig (und angestellt).

Der praktische Anknüpfungspunkt im Kulturrat Österreich war die intensive Arbeit zum Künstlersozialversicherungsfondsgesetz (KSVFG), dessen grundsätzliche Unzulänglichkeiten fast selbstverständlich auch zu Fragen der gesellschaftlichen Verteilung von Einkommen (inkl. sozialer Absicherung) führten. Unterschiedliche Zugänge und Einschätzungen im Kulturrat Österreich führten zu einem programmatischen Doppel – Platz für Theorie und pragmatisch Konkretem – und zu einem inhaltlich großen Bogen, wenngleich natürlich mit Beschränkungen.

Der Bogen spannte sich von einem Einblick zu Theorien und Diskursen der Arbeit zu praktischen Wechselwirkungen zwischen internationalen Gesetzen / Reglementierungen / Voraussetzungen und den Möglichkeiten, Lohnarbeit überhaupt verrichten zu dürfen bzw. dem Zusammenhang vom gesellschaftlichen Umgang mit Erwerbslosen und dem Druck auf Einkommen. Die ersten beiden solcherart angelegten Tage brachten nicht unbedingt Neues, boten aber durch die zeitliche Struktur viel Platz für Diskussion – die im Zusammenhang mit der praktischen Wendung der Vorträge ins Kunst-, Kultur- und Medienfeld kaum jemand ohne Gewinn nachhause gehen ließ.

So waren es auch praktische Problemfelder, die den Inhalt der Diskussionen bestimmten; auszugsweise: die Frage nach der künstlerischen Elite, angelegt in den radikalen Zugangsbeschränkungen der Kunstuniversitäten. Zentrale Fragen der persönlichen Arbeitskonzeption: Recht auf Faulheit vs. Arbeit ist Alles. Der inhaltliche Orientierungswandel bei Projekten – von selbstgewählten Themenstellungen zur Anpassung der Konzepte an die thematischen Vorgaben der SubventionsgeberInnen. Die vor allem marktreglementierenden Vorgaben internationaler Abkommen und deren Auswirkungen auf einzelne KünstlerInnen, Kultur- und Medienschaffende und deren Nichtdurchschlagen auf z. B. kompatible Systeme sozialer Absicherung. Und meist vakant, aber permanent vorhanden: das große Problem mangelnder Kompatibilität von Arbeit, Sozialversicherungssystem und Angeboten sozialer Transferleistungen. Vor allem gegen Ende kam auch die andere Seite der Kritik zur Sprache: Handlungsansätze, Widerstandsmöglichkeiten und konkrete Beispiele.

Der zweite, pragmatisch angelegte Teil wurde in Form einer Arbeitstagung konzipiert – und war von der Fülle der abzuhandelnden Themen von vorneherein eher wackelig in punkto Ergebnisorientierung. Letztlich war es eine Zusammenfassung der bereits an den Tagen zuvor deutlich gewordenen Problemzonen, verbunden mit intensiven Diskussionen über vorgeschlagene Modelle zur Ergänzung des KSVF für unselbständig Beschäftigte und einem »Infodienst« durch Anwesende aus der SVA bzw. vom AMS. Praktisches Highlight war sicher die Ankündigung von Kunstsektionsschein Ecker aus dem BMUKK, dass das Problem der schleichenden Subventionsverringerung durch Nichtanpassung an die Inflation in Verbindung mit neuen – für die subventionierten ArbeitgeberInnen billigeren – Arbeitsverhältnissen im Ministerium bekannt ist, und dass als ein Arbeitsschwerpunkt der nächsten Jahre die kontinuierliche Anpassung von Subventionen an die Inflation geplant ist.

Klarer als zuvor bleibt jedenfalls: das Themenfeld Soziales mag zwar unsexy sein – präsent ist es aber an allen Ecken unseres Tuns. Notwendig sind zwar zuvorderst schnelle, aber kleine Krisenbereinigungsmaßnahmen – insgesamt jedenfalls eine grundlegende Systemänderung. Um sinngemäß mit Mag. Wompel zu schließen: derzeit ist die Frage nicht die Realisierbarkeit eines bedingungslosen existenzsichernden Grundeinkommens, sondern die Verfügbarkeit konkreter Vorstellungen eines besseren Systems. Das Ziel dahinter bleibt: alles für alle, und das umsonst!

Clemens Christl, Kulturrat Österreich. Programm und in absehbarer Zeit Nachbereitung und Dokumentation: www.kulturrat.at/debatte/arbeit Für Herbst 2008 ist ein Symposiumsband in Vorbereitung.