Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen, liebe Frau Klitsch und lieber Herr Haider!
Die Dramaturgie des 27. März 2008
Vielleicht wäre es gut, bei der aktuellen Gnackwatsch’n mit dem wirklich ungewöhnlichen Teil zu beginnen, denn selten bzw. gar nicht wird man Zeuge, wie sich ein Politiker quasi öffentlich eine Gnackwatsch’n verordnet und daran festhält. Dieses doch etwas ungewöhnliche Unterfangen wurde in eindrucksvoller, besser in souveräner Weise von Erich Haider im O.K. bei seinem Empfang der Kunst- und Kulturschafenden vorgezeigt und vollzogen…aber dazu später.
Denn auch sonst hatte der Abend dramaturgisch einiges zu bieten. So konnte man am 27. März 2008 einer gut vorbereiteten Ute Klitsch im Lentos lauschen, wie und warum sie Kunst liebt und ebenso ihrer anschließenden Lamentation über positive und negative Provokationen von Kunst. Also, Herr Nitsch, hören Sie auf zu provozieren! Negativ, versteht sich! Nach dieser Schimpftirade stieg merklich der Stimmungspegel und die vorher genannten Ausführungen wurden seitens des Publikums mit einem »Pfui, pfui!« quittiert. Diese Dramaturgie des 27. März 2008 – unglaublich. Anschließend gab´s noch einen Seitenhieb auf das Publikum der Anderen, die ja auch Kunst lieben, aber nicht so ein Publikum haben, wie eben dieses der Frau Klitsch. Denn sie wissen, auch das Publikum kann man aufteilen in ein »gutes« und ein »anderes« Außerdem macht es ja einen Unterschied, ob man seinen MitarbeiterInnenstab und die FunktionärInnen verplichtet – versteht sich. Besser als Fernsehen, versteht sich!
Also weiter ins O.K., und als graue Eminenz flüsterte mir da bereits warnend Schopenhauer ins Ohr: »Der Mensch kann zwar tun, was er will, aber er kann nicht wollen, was er will!« Das dürfte leider nicht zum stv. Landeshauptmann vorgedrungen sein, als er seinen Vorschlag bezüglich der derzeitigen Museumssituation machte, wie bereits bei einem Gespräch im Lentos, als er auch Kunst liebte und kein Publikum hatte, das adäquat auf seinen Vorschlag reagierte. Aber macht nichts. War wahrscheinlich kein gutes. Also nochmals die Erklärung, wie die SPÖ die Museen wieder als einen Ort der Bevölkerung für die Bevölkerung verankern will. So will sie die Bevölkerung die Objekte, die für die Museen erworben werden sollen, auswählen und abstimmen lassen (da würden dann auch wieder mehr Menschen in die Museen gehen… »zumindest zur Abstimmung« [Anm. des Autors], laut Hr. Haider) und verkennt hier die oberste Prämisse der Kunst, die frei sein soll/muss und ebenso die Auseinandersetzung mit Geschichte und Kultur, von der theoretischen Ebene ganz zu schweigen. Somit kaum verwunderlich, wenn aus dem Publikum – hier wahrscheinlich ein gutes – Zwischenrufe wie »Absoluter Unsinn« oder dergleichen laut wurden und von Gelächter bis Verwunderung alle möglichen kognitiven und emotionalen Reaktionen vertreten waren. Was für eine Dramaturgie dieser Abend bot! Sensationell! Her mit solchen Abenden!
Vielleicht war es doch auch Wittgenstein der mich gemeinsam mit Schopenhauer bereits vorher warnte, aber nur leiser wahrnehmbar sprach: »Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen!« Hm… Das weiß ich jetzt auch nicht. Aber gab´s da nicht mal einen Politiker, der diese Linie konsequent verfolgte?