Dominika Meindl bat den frischgebackenen Bürgermeister von Bad Ischl zum Interview.
Hannes Heide, 41, ist seit November 2007 als parteiloser SP-Kandidat Bürgermeister in Bad Ischl. Seit November 2003 arbeitete er als Stadtrat für Kultur und Jugendangelegenheiten, den Kulturbereich wird er (zusätzlich zu den Finanzen) behalten. Als Geschäftsführer der Kulturstätte »Der Keller« war er jahrelang Mitglied der KUPF.
Sie sind dank der Unterstützung der FP Bürgermeister geworden. Prallen da nicht insbesondere kulturell zwei Welten aufeinander? Beschränkt das Ihre Kulturpolitik?
In einem Ort wie Ischl geht es nicht um Parteipolitik, sondern darum, daß die handelnden Personen miteinander können. Für Bundespolitisches sollte es eigentlich in der Kommunalpolitik wenig Platz geben. Ich habe von Anfang an gesagt, ich werde mit allen reden. Auch mit der FPÖ, bei der ich meinte, daß es sehr schwierig oder überhaupt unmöglich sein wird, zusammenzukommen. Tatsächlich haben wir aber sehr rasch zusammengefunden und bisher funktioniert die Arbeit auch sehr gut. Ich bin kein Neuling in der Kulturarbeit und bin es von daher gewohnt, auch gegen Widerstände arbeiten zu müssen, wie sich besonders beim Festival der Regionen 1997 gezeigt hat. Aber die Kulturarbeit ist dann erfolgreich und wird akzeptiert, wenn sie insgesamt eine gewisse Breite hat.
Ist die KUPF-Vergangenheit für die Lokalpolitik förderlich oder hinderlich?
Alles, was in meinem Leben mit der KUPF zu tun hatte, war förderlich. Sie ist ein gutes Netzwerk; gerade im Kommunikationsbereich gibt es viele Möglichkeiten auszuschöpfen. Die KUPF ist immer noch sehr gut unterwegs und vollzieht intensive Anpassungsprozesse an immer neue Herausforderungen.
Es scheint hier ein politisches Potenzial zu geben – Uli Böker war auch bei der KUPF und ist nun Bürgermeisterin von Ottensheim.
Das sehe ich auf jeden Fall. Als ich damals gefragt wurde, ob ich mich in der Kommunalpolitik engagieren möchte, wollte ich schon nein sagen. Dann dachte ich, wenn ich jetzt nein sage, kann ich nie mehr ja sagen. Es muss eine Kulturpolitik geben,die einen Ort positioniert, gerade in Bad Ischl. Und am meisten kann man letztlich als Bürgermeister gestalten. Peter Ellmer, der Bürgermeister von Bad Goisern, kommt von der bildenden Kunst. Das ist gut für die Politik, gerade im Salzkammergut. Der Gegensatz einer strukturschwachen Region und ihrer lebhaften Szene ist total spannend.
Welches Kulturprogramm haben Sie?
Wir haben ein neues Kulturleitbild erarbeitet, das ehrgeizige Ziele formuliert hat. Und die Landesausstellung bringt ein riesiges Potenzial. In der Außensicht wird Bad Ischl mit Kaiser – Kitsch – Klischee in Verbindung gebracht. Aber wer kulturell hier mitlebt, sieht ein breites Angebot. Eine vergleichbare Stadt in der Größenordnung von Bad Ischl mit einer ebenso lebendigen Szene muss man suchen. Das Spektrum reicht von traditionell bis innovativ. Mein Ziel ist der Austausch. Die Klammer ist ja nicht der Kaiser, sondern der Kulturraum.
Mehr BesucherInnen bringen mehr Geld. Läuft man nicht Gefahr, kulturell nur Quotenträchtiges zu fördern?
Die Gefahr sehe ich dort, wo touristische Oberflächlichkeit Einfluss auf die Kultur nimmt. Ich sehe die Gefahr an sich schon, auch in Bad Ischl. Kultur nur um des Tourismus willen tragen auch die Einheimischen nicht mit.
Nun ist das Budget der Stadt ja beschränkt. Wird das Folgen für die Kulturförderung haben?
Bad Ischl war und ist in einer schwierigen finanziellen Situation. Gerade die Aufrechterhaltung der notwendigen touristischen Infrastruktur verlangt einen hohen finanziellen Einsatz. Bei der freien Szene ist definitiv nichts mehr zu kürzen. Die ist schon am Limit. Weitere Kürzungen würden viele Initiativen umbringen. Gerade in diesem Bereicht läuft viel auf Ehrenamt und Engagement.
Mehr Geld wird es dafür aber nicht geben.
Ich werde mir die Subventionslandschaft in der Stadt genau ansehen und für engagierteInitiativen im Sinne des Kulturleitbildes wird es sicherlich finanzielle Mittel geben müssen.
Das »Freie Radio Salzkammergut« bekommt keine Subventionen mehr.
Das ist eine komplizierte Angelegenheit, wobei die Akteure auf beiden Seiten nicht immer geschickt agiert haben. Ich stehe für einen Neubeginn und die entsprechenden Gespräche werden demnächst geführt werden, um im Sinne der Interessen beider Seiten zu einer befriedigenden Lösung zu kommen.
Es wird kritisiert, dass es nicht genug Probe- und Auftrittsräume in Bad Ischl gibt.
Das ist eine Kritik, die ja auch von mir selbst kommt. Mittlerweile ist ein Raum im neuen Jugendzentrum als Angebot dazugekommen. Der kann den Bedarf nicht decken. Ich verfolge das Projekt eines »Offenen Kulturhauses «, das für auch solche Zwecke zur Verfügung stehen soll. Bisher ist dies leider an den hohen Preisvorstellungen der Hausbesitzer in Bad Ischl gescheitert.