Mal wild, mal öd!

Andi Liebl berichtet von den bisherigen Aktivitäten des Kulturentwicklungsplans der Stadt Steyr. Und mahnt zur Wachsamkeit-

 

Die Stadt Steyr verordnete sich die Erstellung eines Kulturentwicklungsplans. Dass nun knapp vor der Fertigstellung für eine Umsetzung keine budgetären Mittel im Voranschlag für das laufende Jahr zu finden sind, stimmt nachdenklich.

Vielleicht zu schnell ja gesagt, einen Artikel zu schreiben. Zu der Entwicklung der Arbeit an dem Kulturentwicklungsplan. In Steyr. Vielleicht aber auch eine Gelegenheit. Wenn nicht sogar die Gelegenheit. Über den nun bereits eineinhalbjährigen Prozess zu berichten. Der laut Plan bereits schon abgeschlossen ist. Aber außerplanmäßig noch ein wenig dauert. Bis zur Vorlage des Plans. Wie es weiter gehen soll. Mit der Kultur. Und der Kunst. In Steyr.

Warum also bedenken? 2007 ein Jahr des Erstarken der kulturpolitischen Auseinandersetzung. Diskussionen. Diplomatisches Geschick. Zähmung widerspenstiger Akteure. Verzögerung. Eingriff in laufende Verhandlungen. Vorgriff auf kommendes. Widerstand. Verzögerung? Nein! Und trotzdem lieber die Gelegenheit.

2005 Beschlussfassung über das Vorhaben KEP Steyr. 2006 wissenschaftliche Vorarbeit des Linzer Institut für qualitative Analysen. 164 Seiten stark. A4 Seiten, 11 punkt Schrift. Dokumentarischer Blick auf sechs Jahre Kulturpolitik. Strukturelle Analyse des Feldes. Erfrischend schonungslos. Selbiges Institut in weiterer Folge auch: Prozesssteuerung und AutorInnenschaft beim KEP. Eine arbeitsteilige Angelegenheit. Gründung von Lenkungs- und Steuergruppe. Einladung zu Workshops. Gute Resonanz. Vorbereitungstreffen, Nachbereitungstreffen, Diskussion, Verdichtung, Feedbackschleife. Rege Beteiligung am partizipativen Teil des Prozesses. Unglaublich, wer sich in einer so kleinen Stadt trotzdem nicht kennt.

Vorläufige Endfassung nach knapp zwei Jahren Arbeit. Nun politische Überzeugungsarbeit. Präsentationen. Vom Bürgermeister abwärts. Stellungnahmen politischer Parteien. Nur eine einfach zu spät. Absage des anberaumten Präsentationstermins. Diskussionen der Arbeitsgruppen, Ringen um tragfähige Formulierungen. Ebnung des Weges. Für EntscheidungsträgerInnen. Unmut der Opposition. Unterstützungsangebote, Vereinnahmungsversuche. Nur gut gemeint. Natürlich.

Es fehlt die Beschlussfassung des Plans durch den Gemeinderat. Noch. Damit es losgehen kann. Mit der Umsetzung. Der vielen Ideen. Die Geld kosten werden. Und Strukturen verändern. Trotz Pessimismus altgedienter keimt Optimismus. Das vielfältige Paket Kulturentwicklungsplan hat Probleme im Visier. Stärken aufgespürt und Chancen skizziert. Konkret gemacht anhand von Zielen und Maßnahmen. Entlang von neun Themenbereichen. Quer durch die Betroffenheit der TeilnehmerInnen. Entgegen bestehender Verhältnisse. Hin zum Erwachen aus der kulturpolitischen Lethargie. Es nicht mehr fließen lassen wie das Wasser. Der Enns. Und Steyr. Mal wild, mal öd. Mal trüb, mal durchsichtig smaragdgrün.

Selbst Hand anlegen. Das wird nicht ausbleiben. Über den Tellerrand der eigenen Organisation den Fokus auf den politischen Rahmen legen. Und nicht müde werden. Einzufordern. Dass Kultur auch Arbeit ist. Einen politischen Rückhalt braucht. Um gedeihen zu können. Raum zu geben. Nach Außen zu wirken. Mit all der Kraft die in ihr steckt. Nicht geduldet. Argwöhnisch betrachtet. Zu Tode gefördert. Sondern gewollt. Mit voller Absicht. Nicht nur vor der Wahl. Sondern immer!

http://www.kep-steyr.at

Am Dienstag, 8. April 2008, 18:00 Uhr im Casino Steyr findet die öffentliche Präsentation des Kulturentwicklungsplans statt.

Andi Liebl ist Geschäftsführer im Jugend & Kulturhaus röda und im Vorstand der KUPF.