Designproblem!

Jetzt hat die Frau Schmied ein neues Zimmer! Ihr Arbeitsplatz ist – wie sie dem Standard sagte – befreit von alter Herrschaftssymbolik, ohne wuchtigen Schreibtisch, hinter dem man sich verbarrikadiert fühlt.

Ist doch schön für sie. Sie sagt ja auch, dass sie ein »Sowohl-als-auch, eine Balance« herstellen will. Klingt auch schön. Der Verlust der Balance führt aber im Falle eines Drahtseilaktes oft zum Absturz. Die Frau Ministerin hat im besagten Standard-Interview auch davon gesprochen, dass sie es nicht leicht hat, weil die Schätze der Vergangenheit derart dominant sind, dass es das Neue schwer hat, beachtet zu werden, Gewicht zu bekommen.

Aber liebe Frau Minister! Nicht das Neue hat es schwer, gegen die Dominanz des Traditionellen aufzubegehren.

Es sind doch vielmehr sie selbst, die es schwer hat gegen einen überbordenden Kulturkonservativismus anzukämpfen, gegen althergebrachte Normen und den Status quo des sängerknabenseligen Kulturlandes Österreich. An Erwartungen an sie hat es nicht gemangelt. Und Einarbeitungszeit wurde ihnen auch zugestanden, zumindest könnte man die tendenzielle Paralyse der freien Interessensvertretung in Bezug auf ihre Untätigkeit so werten. Aber was ist jetzt. Die KünstlerInnensozialversicherung (nennen wir es einmal so) wollten sie sich anschauen. Und? Schon fertig damit? Was ist geblieben vom vollmundigen Versprechen die Einkommensuntergrenze abzuschaffen? Nichts! Nach wie vor gibt ein künstlerisches Mindesteinkommen die Anspruchsberechtigung vor. Eine Anspruchsberechtigung, um die sich der Designer des herrschaftsfreien Ministerinnenbüros wahrscheinlich keine Sorgen zu machen braucht.

So euphorisch war die Kunst- und Kulturszene, als sie ihr eigenes Ministerium wieder bekam, und befreit war vom Gängelband eines Staatssekretariats. So peinlich berührt steht sie jetzt da, die Szene, und fragt sich »Was ist der Unterschied?«. Dass eine radikaldemokratische Ausrichtung österreichischer Kulturpolitik zu erwarten war, hat ohnehin niemand geglaubt.

Dass aber hauptsächlich repräsentationskulturelle Aspekte weiterhin derart im Mittelpunkt stehen werden, das wollte schon gar niemand wahrhaben. Vielleicht lag es aber nur am Zimmer und dem Design. Vielleicht ändert sich durch die neuen Möbel auch der Blickwinkel. Und wenn nicht, kann ja der nächste Museumsdirektor für die Umgestaltung zu Rate gezogen werden.

Alle Zitate sind dem Standard vom 27.01.2008 entnommen