…oder die Ehrenrunden einer Lokalradio-Idee. Von Mario Friedwagner.
Aktueller Stand: im Mai 2007 wurde die frs Sendelizenz – gemäß § 13 Privatradiogesetz – neu ausgeschrieben. Fünf Mitbewerberinnen. Alles kommerzielle Radioketten. Das Salzkammergut als Aufmarschgebiet Nummer eins.
Was bisher geschah: 1997 wird der Verein frs gegründet. 1998 erteilt die Rundfunk- und Telekomregulierungsbehörde (RTR) eine Lizenz auf 10 Jahre. Am 31. März 1999 geht das frs im Raum Bad Ischl on air.
Eine wechselhafte, rätselhafte und etwas chaotische Geschichte hat sich seither ereignet. Zurückzuführen ist diese Tatsache auf grundsätzliche Schwierigkeiten, Freies Radio im ländlichen Raum zu realisieren. Besonders in alpinen Regionen. Sechs Sendeanlagen wurden seit dem Jahr 2000 errichtet, eine weitere ist vorgesehen, um die Region Wolfgangsee ins bestehende Sendegebiet zu integrieren. Die Tatsache einer wechselhaften und chaotischen Geschichte ist aber auch auf mangelnde Kontinuität und Konzeptlosigkeit unter den handelnden Personen zurückzuführen. Ebenso hat die regionale Politik einen negativen Einfluß auf die Umsetzung eines partizipativen BürgerInnenradios gehabt (Radio b138 sei wachsam).
Damit nicht genug. Im Jahr 2000 wurde, zusätzlich zum Verein frs, die „Radio Salzkammergut Betriebs-Ges.m.b.H“ gegründet, – mit dem Auftrag, von 6 Uhr bis 18 Uhr eine kommerzielle Tagesredaktion incl. Werbeblöcke zu realisieren. Womit sich unsere Vorgängerinnen vom ursprünglichen Lizenzauftrag entfernt hatten. Freies Radio war nur mehr ab 18 Uhr hörbar, bzw. an Sonn- und Feiertagen. Ebenso wie bei anderen Lokalradios hat sich aber auch am Beispiel der „Radio Salzkammergut Betriebs-Ges.m.b.H“ gezeigt, das die regionalen Märkte zu klein sind, um den Betrieb ausschließlich über Werbeeinnahmen zu finanzieren. Daher wurde 2004 life Radio ins Boot geholt, um die Betriebs-Ges. m.b.H zu unterstützen. Parallel dazu hat sich innerhalb des frs eine Gruppe gebildet, die mit diesen Entwicklungen nichts zu tun haben wollte und stets vor einer Übernahme durch „die Linzer“ warnte. In dieser Zeit konnte durch viel Engagement und Idealismus erstmals ein Profil, eine Programmstruktur und Perspektive fürs Freie Radio entwickelt werden. Auch mit Unterstützung der Kupf. In den folgenden Jahren hatten sich die Entwicklungen beschleunigt und verdichtet. Veränderungen kündigten sich an. Dem David kam der Goliath abhanden. Im April 2006 zog sich life Radio zurück. Nicht ertragreich, ökonomisch unklug. So in etwa. Batsch. Innerhalb von zwei Monaten musste eine organisatorische und finanzielle Perspektive für die Zukunft entwickelt werden. Die Sache war klar: das Gleiche tun wie in den letzten Jahren, Verträge überarbeiten, Menschen beteiligen, Partizipation, offener Zugang auch während des Tages und: Kommerz hat keine Zukunft!
Damit waren wir zum eigentlichen Lizenzauftrag zurückgekehrt. Neun Jahre waren vergangen. Erstmals konnte der Sektor der Freien Radios in OÖ auch aus dem Salzkammergut gestärkt werden. Verhandlungen über eine kommende Landesmedienförderung (LMF) standen am Plan. Die Zeit war günstig, zumal das frs zwei kommerzielle Lokalradioversuche im Salzkammergut überdauert hatte. Heuer im Mai wurde dann unsere Lizenz neu ausgeschrieben. Fünf Mitbewerberinnen. Kronehit, Arabella, Antenne, Radio Marija, Antenne OÖ – alles Stereotype, vertreten von Anwälten. Gewinnspielradios. „so viele wie für kein anderes Versorgungsgebiet“ antworteten die Beamten der Behörde. Damit war klar: Es geht um die Lizenz. Es geht um die Existenz. Es geht um einen sportlichen Sieg. Mittlerweile hat sich die Lage entspannt. Das Verfahren ist zwar noch nicht abgeschlossen, dafür gaben die Landesregierungen in OÖ und der Stmk. eine Empfehlung fürs frs ab. Die Verhandlung bei der RTR mit allen BewerberInnen verlief sehr gut. Unsere Position wurde auch durch die 2007 beschlossene LMF in OÖ gestärkt. Womit wir uns langsam dem Punkt nähern. So wichtig die strukturellen Erleichterungen für die Freien Radios sind, im finanziellen Bereich kann die Landesmedienförderung (LMF) den Bedarf der Radios nicht decken. Im Vergleich zum Vorjahr fehlen in den Bereichen Sonderprojekte und Investitionen wichtige Förderzusagen. Die JournalistInnenausbildung gar nicht angesprochen.
Interpretiert man die LMF also pragmatisch, kann “von einer absoluten Absicherung der drei freien Radios“, (G. Trübswasser, KUPFzeitung 122) nicht die Rede sein. Glatter Euphemismus. Selbstbeweihräucherung. Trübswasser, den ich im Übrigen schätze und der weiß, wie schwierig es ist, unabhängige Medien aufzubauen (Blues Notes, erstes deutschsprachiges Jazzmagazin, Hg. G. Trübswasser), sollte eigentlich auch wissen: abgesichert ist man erst, wenn Zeit zum Schnaufen bleibt. Davon kann bisweilen bei keinem der drei Radios die Rede sein.
Mario Friedwagner ist Geschäftsführer des Freien Radio Salzkammergut.