Verständnis-fragen

Ist es wieder einmal an der Zeit für einen Kulturkampf? Zeitlich perfekt platziert tobt er in Wahlkampfzeiten um wieder einmal Begriffe wie ‚StaatskünstlerInnen‘ bzw. ‚SanktionenkünstlerInnen‘ (Andreas Khol) zu strapazieren.

 

von Stefan Haslinger

Wenigstens etwas. Wobei ,toben‘ etwas zu idealistisch formuliert wäre…

Ein Sturm im Wasserglas vielleicht. Ein Aufreger allemal. Einer der reicht, um das Land in seinen Grundfesten zu erschüttern, zumindest für einige Momente des medialen Aufschreis, und der reicht, die Positionierungen darzulegen und klar zu machen. Fruchtbarer Boden, auf den es fällt.

Wollen sie Peymann/Heller und Eckert oder wollen Sie Kunst und Kultur? Ich würde mir den Spruch schon abkaufen lassen. Oder vielleicht doch nicht.

Der erste waschechte Kulturskandal seit Christoph Schlingensiefs Container-Aktion ‚Ausländer raus‘, wagte Sven Gächter im Profil zu hoffen. Interessant zu wissen wäre es, welche Hoffnung Hr. Gächter hegt? Vielleicht, dass Kultur zumindest in den (j’espère) letzten zwei Monaten von Schwarz-Blau Thema werden könnte.

Die Faszination dieses hochstilisierten und dann doch nicht ganz so hoch geratenen Ereignisses liegt daran, dass es überraschend zu kommen scheint, dass KünstlerInnen und Kulturschaffende politisch Stellung beziehen. Damit rechnet niemand.

Anders gedacht. Die meisten Kulturschaffenden in Österreich haben sich schon immer, und vor allem seit der ‚Wende‘ geäußert und Stellung bezogen. Aber! Ohne ORF, ohne Nestroy und nicht vor auserlesenem Publikum. So liegt der Skandal, der Anlass für den Kulturkampfeinsatz wohl am ehesten in der Wahrnehmbarkeit. Es war wahrzunehmen. Es war spürbar, dass es Unmut gibt. Und das galt es ja – während zweieinhalb Jahren ‚Wenderegierung‘ – zu vermeiden.

Ich will nicht missverstanden werden. Es ist keine Hymne auf die Rückgratstärke eines Hr. Heller, es ist kein Plädoyer für mehr Respekt gegenüber Hr. Peymann. Die zwei Herren mögen ihren Spaß gehabt haben, Fr. Eckert wahrscheinlich auch.

Aber ich will verstanden werden. Nein! Ich will verstehen, warum in Österreich Hör- und Sichtbarkeit, also Wahrnehmung in beinahe allen Facetten a priori an einen öffentlich-rechtlichen Rundfunkbetreiber gebunden ist, der sich nicht entblödet auf rot-weiss-roten Plakaten den Slogan ‚ORF Kultur pur‘ zu affichieren.

Aber das ist nicht das Einzige, was ich nicht verstehe in Österreich.

Stefan Haslinger