Im folgenden Beitrag setzen wir die Vorstellung der Mitglieder des neu konstituierten Landeskulturbeirats fort. Die kurzen Texte sind eine Sammlung von Antworten zu Fragen nach den Orten ihrer kulturellen Sozialisation, den Beweggründen für ihr Engagement, ihren Themen und Schwerpunkten im LKB, ihrer Beurteilung des LKB’s als relevantes Lobbyinginstrument und nach der Besetzungspolitik des LKBs.
Ulrike Eichmeyer-Schmid geb. 1943 in Wien, seit 1998 Leiterin des Evangelischen Bildungswerkes Oberösterreich Interessante Themen im Gymnasium, ein fundierter Deutsch-, Literatur- und Religionsunterricht durch sehr beliebte Professoren, einige Jahre in leitender Funktion in einer Großstadt-Pfarrgemeinde und Interesse an den Tätigkeiten meines Mannes, Superintendent Mag. Hansjörg Eichmeyer, haben meinen Zugang zur Kultur geprägt. Beweggrund für das Engagement im Landeskulturbeirat ist die an mich herangetragene Einladung, hierbei Verantwortung zu übernehmen. Kritische Begleitung der vorgeschlagenen Themen und Aktivitäten stellen für mich eine Herausforderung dar. Dabei ist Bildung als Grundlage eigener Urteilsfähigkeit von großer Bedeutung, um nicht nur dem Einfluss und den Vorgaben der Massenmedien zu unterliegen. Bildung wie kulturelle Kontakte zu den Nachbarländern, insbesondere Tschechien, sehe ich als Inhalte, für die es sich besonders einzusetzen lohnt. Zur Besetzung des Landeskulturbeirates ist zu sagen, dass 4 Frauen unter 27 Mitgliedern einen äußerst unausgeglichenen Prozentsatz darstellen. Auch Frauen prägen in hohem Maß die Kultur eines Landes.
Mag. Kurt Rammerstorfer geb. 1954 in Linz, Studium der Betriebswirtschaftslehre, ab 1981 Redakteur für Hörfunk und Fernsehen, div. Auslandsdienste für den ORF, 1998 Wahl zum Intendant des ORF Landesstudios OÖ, Mitglied des Universitätsbeirats an der Keppler-Uni Linz, seit 2001 Vorsitzender des Landeskulturbeirats OÖ und seit 2002 ORF Hörfunkdirektor. Im Jazz- bzw. Bluesclub Linz, auf der Uni; ganz besonders allerdings in der Stadt Berlin, wo ich fünf Jahre gelebt habe und sehr intensiven Kontakt mit Künstlern hatte, hat sich mein Bezug zur Kunst und Kultur konkretisiert. Die Funktion im Landeskulturbeirat ist für mich eine Herausforderung. Ich bin der Meinung, dass man dort der Kunst bzw. den heimischen Künstlern behilflich sein kann bzw. Rückendeckung geben kann. Als Vertreter des ORF ist es meiner Ansicht nach möglich, eine relativ neutrale Position einzunehmen und auch äquidistant an Dinge heranzugehen. Wichtig erscheint mir, die Anliegen der Kunst zu befördern und den Stellenwert der Kultur ganz generell im Land weiter anzuheben. Persönlich interessiert mich die Situation der bildenden Kunst (Malerei). Hier gibt es in OÖ durchaus vielversprechende Ansätze. Konkrete Ziele zu formulieren und zu versuchen, diese Ziele auch entsprechend an die Politik heranzutragen, um eine Realisierung zu erreichen, ist dann der zweite Schritt. Für mich hat das Gremium Landeskulturbeirat nicht die Aufgabe für ein persönliches „Lobbying“ – so zumindest habe ich die Frage verstanden – meine Person sollte hier tendenziell im Hintergrund stehen. Im Vordergrund sollten Wünsche und Anliegen der Szene stehen. Über die Zusammensetzung des Landeskulturbeirates steht mir persönlich kein Urteil zu. Ich bin – wie alle anderen auch – ein gewähltes Mitglied.
Hans Samhaber geb. 1937 in Ried i.I, Pensionist, geb. 1937 in Ried i.I., Volksschullehrer, Volksschuldirektor, Gründer der ARGE für Dorfkultur St. Marienkirchen a. Hausruck. Präsident des Oö Forum für Volkskultur. Meine kulturelle Sozialisation begann im Elternhaus, Vertiefung in der ARGE für Dorfkultur, besonders durch die Kontakte mit den herausragenden Volkstumsgruppen der Ukraine, Polen, Ungarn, Tschechien, Schweiz, Belgien und Deutschland und die Zusammenarbeit mit dem Kulturreferat der Pädagogischen Hochschulen in Poltawa (Ukraine) und Rzeszow (Polen). Ich erlebe Volkskultur als Faktor der Völkerverständigung; Abbau von Vorurteilen und Hilfe bei sozialen und karitativen Aktionen sind wesentliche Elemente dieses Bereichs. Beweggründe für das Engagement im Landeskulturbeirat: Ideen aufgreifen, einbringen, und verwirklichen durch kulturfördernde Maßnahmen der Oö Landesregierung. Über Themen zu sprechen ist etwas verfrüht, vorerst müssen sich die Mitglieder des Beirats im Gespräch finden. Lobbyismus stand für die Volkskultur nie zur Debatte, dafür umso mehr Idealismus, ehrliche Überzeugungsarbeit findet auch so ihr Ziel. Zu der Frage der nichtparitätischen Besetzung des Beirats: Qualität vor Quantität. Bei uns arbeiten eine große Zahl Frauen hervorragend mit. Wo Gemeinschaft noch etwas bedeutet, wird nicht abgezählt. Jede Frau ist herzlich willkommen aber sie entscheidet selbst.
Reinhard Kannonier Vorsitzender des Fachbeirats I, Rektor der Kunstuniversität Linz. In einem über etliche Jahre und auf etliche Orte verteilten konservativ-aufklärerisch-kritischen Milieu zwischen Anton und Mick, Wassily und Valy hat meine kulturelle Sozialisation stattgefunden. Daraus entwickelte sich vielleicht auch die Haltung, mit der sich meine institutionellen wie persönlichen Beweggründe zur Arbeit im Landeskulturbeirat erklären: Kunst und Kultur sind Lebenselexiere. Schwerpunkte möchte ich noch keine Verraten, da möchte ich auch noch mit meinen KollegInnen diskutieren. Der Landeskulturbeirat ein interessantes Lobbyinstrument? Glaube ich kaum. Die missglückte geschlechterparitätische Besetzung ist ein Dilemma. Ich suche nach Möglichkeiten, selbst zur Erhöhung des weiblichen Anteils beizutragen.
Romana Ring geboren in Wien. Studium: Architektur (TU-Wien), Bühnenbild (Akademie der bildenden Künste Wien). Diplom: Architektur, 1985. 1992 Ziviltechniker-Prüfung, seither freischaffende Architektin. Seit 1994 Wohnsitz und Büro in Linz. Seit 1994 Architekturkritiken für OÖN und andere Medien. Verheiratet, vier Kinder. Geprägt haben mich die Wiener Architekten-Szene der Achtziger-Jahre, die sich besonders gern mit Adolf Loos, Josef Frank oder Friedrich Kiesler beschäftigt hat und der Wiener Jeunesse-Chor (Tourneen mit Leonard Bernstein, Claudio Abbado ..). Dementsprechend ist mir die Architektur-Diskussion in OÖ und deren Belebung ein Anliegen. Das ist aber genau genommen kein persönlicher Beweggrund, Architektur ist ein Allgemeingut. Das ewig große Thema ist: „Wie vermittle ich den Leuten, dass Architektur keine Geschmacksache und kein Luxus ist, sondern eine Lebensnotwendigkeit.“ Und dies natürlich nicht nur für die Architekten. Im Zusammenhang mit der Rolle im Landeskulturbeirat finde ich das Wort Lobbying nicht besonders passend, da wir ja niemandem etwas aufschwatzen wollen, das im Grunde überflüssig ist und nur einer kleinen Gruppe (Lobby) dient. Zu der Frage nach der Kritik an der nichtparitätischen Besetzung des Landeskulturbeirats ist zu sagen, dass dieses Ergebnis nur das Symptom, nicht die eigentliche Krankheit darstellt. Ich möchte in diesem Zusammenhang davor warnen, dass sich Frauen unter Umständen bald mit allerlei ehrenvollen – und selbstverständlich unbezahlten – Aufgaben betraut finden, während die echten und daher auch lukrativen Machtpositionen fest in Männerhänden bleiben.
Andi Liebl