Andrea Mayer-Edoloeyi stellt den neu überarbeiteten Forderungskatalog von Fiftitu% vor.
Trotz Qualität und Umfang weiblicher Kulturproduktion sind Frauen noch immer strukturell benachteiligt. Es braucht dringend ein Maßnahmenpaket für die Frauenförderung im Kunst- und Kulturbereich – FIFTITU%, die Vernetzungsstelle für Frauen in Kunst und Kultur, präsentierte im Jänner 2004 einen Forderungskatalog ans Land Oberösterreich.
Schon 1999 haben KUPF und FIFTITU% erstmals ein frauenpolitisches Forderungspaket für den Kulturbereich erstellt, welches Forderungen aus den „zuMUTungen“, dem kulturpolitischen Forderungskatalog der KUPF, präzisierte und für FIFTITU% die Grundlage für die kulturpolitische Arbeit bildete. Eine Überarbeitung stand an – aufgrund der gemachten Erfahrung von 5 Jahren Frauenkulturarbeit. Gleich geblieben ist die Konkretheit des Forderungskatalogs: Das Argument, nicht zuständig zu sein, kann nicht gelten – es werden Forderungen ans Land formuliert, die auch das Land umsetzen kann.
Ausgangslage: Die Situation von Frauen in Kunst und Kultur Vom Kunst- und Kulturbereich kann weitreichend als feminisierter Bereich gesprochen werden, d.h. dass quantitativ mehr Frauen als Männer in diesem Bereich aktiv sind, andererseits das Feld aber gekennzeichnet ist von der Präkarisierung der Arbeitsverhältnisse und sozialer Existenzunsicherheit. Es gibt massive Unterschiede zwischen den verschiedenen Arbeitsbereichen und Kunstsparten, doch eine Regel gilt auch, egal, ob auf die soziale Sicherheit von kulturschaffenden Frauen oder auf die Vergabe von Preisen Bedacht genommen wird: „Je mehr Ehre, desto weniger Frauen – je mehr Geld, desto weniger Frauen“1.
Auch wenn hier mancherorts ein Umbruchprozess zu beobachten ist, gilt für die Arbeit in kulturellen Organisationen noch immer, dass Männer die Leitungsfunktionen inne haben, über Programm und Finanzen entscheiden und Frauen die Hintergrundarbeit leisten. Hier verändert sich einiges, doch gibt es die „gläserne Decke“ für Frauen im Kulturmanagement und in kuratorischen Funktionen noch immer. Interessanterweise funktioniert dieses „Gatekeeping“ spartenunabhängig. Elisabeth Mayrhofer und andere haben vor kurzem die Bereiche der klassischen Musik und der Neuen Medienkunst verglichen und sind zum Ergebnis gekommen, dass hier trotz der vermeintlich annehmenden anderen Dynamiken die gleichen Ausschlussmechanismen wirken.
Kulturpolitische Forderungen kulturschaffender Frauen Noch lange kann nicht auf allen Ebenen von einer Parität der Geschlechter gesprochen werden. FIFTITU% fordert die paritätische Besetzung von Jury und Beiräten und dem Landeskulturbeirat. Für Talentförderungen und Stipendien ist die Altersbeschränkung abzuschaffen, die Biografien von Menschen mit Verantwortung für Kindern nicht gerecht wird. Auch eine gezielte Personalpolitik des Landes und der landeseigenen, ausgegliederten Einrichtungen, muss Frauen fördern. Als erste Maßnahme im Bereich der Kultursubventionen schlägt FIFTITU% vor, von AntragstellerInnen bzw. landeseigenen Kultureinrichtungen bei der Konzeption von Projekten und Aktivitäten eine Auseinandersetzung mit Gender-Fragen einzufordern. Sowohl bei der Antragstellung als auch der Abrechnung muss Geschlechterparität Thema sein. Diese Primärerfassung gender-sensibler Daten ist auch notwendig, um eine geschlechtsgerechte Statistik in einem wieder einzuführenden Landeskulturbericht erstellen zu können.
Mittelfristig ist in allen Kultureinrichtungen gender-sensibles Projektmanagement zu etablieren, wobei das Land mit der Ausrichtung etablierter kultureller Großereignisse (Landesausstellungen, Ars Electronica, Festival der Regionen, …) zu Frauenschwerpunkten ein weithin sichbares Zeichen setzen soll. Zusätzlich braucht es ausreichende Kinderbetreuungseinrichtungen und gender-sensible Maßnahmen im Bereich der Aus- und Weiterbildung von Kulturschaffenden – unter besonderer Berücksichtigung von Ehrenamtlichen.
Und nicht zuletzt ist die Vernetzungsstelle für Frauen in Kunst und Kultur FIFTITU% längerfristig finanziell abzusichern.
Viel getan, vieles zu tun FIFTITU% wird 2004 viele Gespräche mit PolitikerInnen und BeamtInnen führen, um die Umsetzung des Forderungskataloges voranzutreiben. 2004 soll die Vernetzung mit Fraueninitiativen aus dem Kulturbereich in anderen Bundesländern intensiviert werden und es sollen gemeinsam kulturpolitische Forderungen auch an den Bund formuliert werden.
Forderungskatalogs im WWW
1. Vgl. Elisabeth Vera Rathenböck, KUPF (Hg.), Frauen – Kultur|Frauen, Linz 1997