Ein Kurzporträt der HOSI Linz von Eva Immervoll.
Seit fast 23 Jahren engagiert sich der Verein Homosexuelle Initiative Linz (HOSI Linz) ehrenamtlich um die Anliegen von Lesben und Schwulen sowie um eine „Normalisierung“ des Themas Homosexualität. Zeit, sich eine auch im Kulturbereich sehr engagierte Initiative anzusehen.
Auf dem Weg zu einer Gleichstellung lesbisch und schwul-l(i)ebender Menschen gilt es noch einige Hindernisse in unserer katholisch-heterosexuell geprägten Gesellschaft zu überwinden. So müssen Diskriminierungsmechanismen – sei es am Arbeitsplatz, bei behördlichen Entscheidungen oder im familiären Kontext – beseitigt werden. Dementsprechend bemüht sich die HOSI Linz der nach wie vor vorhandenen Tabuisierung, die sich bspw. in physischer wie psychischer Gewalt gegen Lesben und Schwule äußert, und Pauschalisierung (z.B.: Lesben sind vermännlicht; Schwule sind weibisch) entgegenzuwirken.
Dies erfolgt u.a. auch, wie im Leitbild der HOSI festgehalten, „durch Kunst, Literatur und Medien, aber auch durch Bildungseinrichtungen und Veranstaltungen“. Die Liste der Veranstaltungsbereiche ist lang und die mir vorgegebene Seite reicht bei weitem nicht aus, um aufzuzählen, was die HOSI Linz in den letzten Jahren alles an Aktivitäten an den Tag legte. Erwähnt sei hier das alljährliche HOSI Fest „Queer-Planet“ oder das 6mal im Jahr erscheinende Magazin PRIDE (neben XTRA! das einzige österreichweite lesbischwule Magazin). Der G.A.L.A. (Gay and Lesbian Award) ist ein von der HOSI Linz gestifteter Preis für außergewöhnliche Verdienste um die rechtliche und soziale Gleichstellung von Lesben und Schwulen in Österreich. Letztes Jahr ging er an Barbara Reumüller von „Queer Identities“, dem biennalen Wiener Festival des lesbischen/schwulen Films.
Die KUPF sprach mit der Vereinssprecherin der HOSI Ulrike Glachs sowie dem langjährigen Vorstandsmitglied Gernot Wartner.
Wo sieht sich die HOSI in der Linzer Kulturszene bzw. Kulturarbeit? Wir bemühen uns unsere Thematik in einer gewissen Gesamtheit zu sehen. Das soziale Coming-Out beeinflusst die gesamten Lebensäußerungen. Kultur ist ein wesentlicher Teil davon und insofern ist es wichtig für die Leute in etablierte öffentliche heterosexuell konnotierte Räume reinzukommen. Wir sehen unsere Kulturarbeit in einem breiteren Rahmen, wobei sie sich unterm Strich hauptsächlich auf Veranstaltungen beschränkt.
Wie sieht eure Finanzierung aus? Wir sind hauptsächlich auf die Subventionen von Land und Stadt angewiesen. In kleinerem Ausmaß erhalten wir auch projektspezifische Subventionen vom Bund. Das Thema Sponsoring gestaltet sich als schwierig. Ein Kronezeitungsredakteur meinte einmal zu mir: „Das sind Themen, die sind Menschen zum Frühstück nicht zumutbar.“ Und das gilt ein Stück weit auch für die Wirtschaft – von der Bank bis zum Greißler.
Wie ist die Situation von lesbischwulen MigrantInnen?< Hier geht es um eine doppelte Diskriminierung, wodurch noch mehr Ängste vor einem „Coming-Out“ bestehen. Wir versuchen auf persönlicher Ebene mit MigrantInnenvereinen Kontakt aufzunehmen. Zudem haben wir versucht vom Integrationsbeirat eine Coming-out Broschüre für MigrantInnen gefördert zu bekommen. Das wurde bis jetzt immer abgelehnt, weil natürlich die Leute, die im Beirat sitzen, noch mehr Probleme mit dem Thema Homosexualität haben als vielleicht die Betroffenen selbst.
Wo passiert bei der HOSI eine Überschneidung von Sozialarbeit und Kulturarbeit? Es kann keine erfolgreiche Hilfestellung für die Leute geben, wenn ich nur berate und sie dann alleine stehen lasse. Das Angebot muss darüber hinaus gehen. Das sind einerseits soziale Kontakte, wie die schon gut funktionierende kommerzielle lesbisch/schwule Community in Linz. Tragischer ist es am Land, wenn du draufkommst, dass du lesbischwul bist. Der einzige Schwule, den du kennst, ist ein Schauspieler einer amerikanischen Sitcom. Wenn nun Menschen zu uns in die Beratung kommen, können wir natürlich einmal praktische Lebenshilfe geben, aber im Endeffekt brauchen sie dann auch ein Umfeld. Lesbischwul leben ist eine Lebensform, die ich ganz bewusst wählen kann, in der ich ganz bewusst glücklich werden kann. Und zu diesem Glück gehören auch Kultur und kulturelle Veranstaltungen. Das ist – neben Beratung und politischer Interessensvertretung – der soziale Auftrag, den die HOSI hat und gleichzeitig auch ein kultureller Auftrag. Beide sind nicht voneinander zu trennen. Wir laden alle ein, die diesen Beitrag lesen, an unseren Veranstaltungen teilzunehmen und freuen uns, wenn nicht nur über uns, sondern auch mit uns gesprochen wird.
Vielen Dank für das Gespräch.
HOSI Termine (Auswahl): Sa., 31.07.-Sa., 07.08./Attersee: LesBiGay Youth Sommermeeting 2004, www.hosilinz.at/summermeeting 03.09.04 Frauenfest im Varieté-Theater Chamäleon, Museumstr. 7a, 4020 Linz 16.10.04 „Queer Planet“ HOSI Fest im Palais Kaufmännischer Verein, Linz regelmäßig stattfindende lesbischwule Stammtische in Linz, Wels, Steyr, Vöcklabruck, Freistadt und Schärding
Ulrike Glachs ist Vereinssprecherin der HOSI LINZ und Leiterin der HOSI Frauengruppe. Gernot Wartner ist Vorstandsmitglied der HOSI Linz.
E-Mail: beratung@hosilinz.at Homepage: www.hosilinz.at
HOSI- Beratungs- und Informationszentrum Schubertstraße 26, A – 4020 Linz Telefon 070-60 98 984
Eva Immervoll ist Mitarbeiterin der KUPF und Gründungsmitglied vom Künstlerinnen-Label „Wodka für die Königin“.