Die Diplomarbeit von Harald Schmutzhard las Andre Zogholy .
Harald Schmutzhard, (Mit-)Begründer der Künstlergruppe „Social Impact“, befasst sich im Rahmen seiner Diplomarbeit mit der theoretischen wie auch praktischen künstlerischen Bearbeitung gesellschaftlicher Reibungsflächen.
Ursprünglich intendiert als Sammlung von Methoden und Strategien aus dem Bereich der zeitgenössischen Kunst, um im BE-Unterricht soziopolitische Konfliktfelder zu thematisieren und zu bearbeiten stellt diese Publikation auch eine Reflexion und theoretische Fundierung der eigenen Arbeitsweisen des Künstlers dar. „Wenn sich die Kunst weigert, sich mit den Entpolitisierungs- und Entdemokratisierungstendenzen zu beschäftigen, so werden diese Entwicklungen geduldet und gefördert“, schreibt Harald Schmutzhard demnach aus seinem eigenen Selbstverständnis heraus.
Im Konkreten geht der Autor auf drei Kunstströmungen näher ein: Die Arts for Health-Bewegung, die New Genre Public Art und die Community Art. Diese drei Strömungen haben gemein, dass sie, wie bei künstlerischen Tätigkeiten allgemein wünschenswert, keinem Selbstzweck untergeordnet werden. Entgegen der aktuellen Diskussionen um das GATS-Abkommen sieht Schmutzhard gerade in der künstlerischen Betätigung eine Dienstleistung an und in der Gesellschaft. So hat Arts for Health die positive Beeinflussung des sozialen Klimas in Gesundheitseinrichtungen als Generalthema. Vermieden werden hier ebenso die Kunsttherapie im herkömmlichen psychotherapeutischen Sinne, wie auch Kunst im Sinne einer Verschönerung und Behübschung von Krankenhäusern. Dieser sensible Bereich unterliegt freilich gewissen Einschränkungen inhaltlicher und ästhetischer Art, die Harald Schmutzhard in dieser Arbeit nicht vorenthält. Die VetreterInnen der Community Art bemühen sich im Sinne einer umfassenden Demokratisierung um die Bearbeitung von sozialen Konflikten. Die Vernetzung von communities und Interessensgemeinschaften der Community Arts sah einen radikalen politischen Aktivismus vor, der den Einsatz von Kreativität als wichtiges Element verstand. Von diesen Intentionen entwickelten sich die Community Arts Projekte jedoch vermehrt in Richtung Bildungs- und Sozialprojekte. Auf dieses Dilemma, nicht zuletzt aufgrund der teilweise großen theoretischen Lücken zugunsten einer möglichst breiten und offenen Bewegung, wird lobenswerter Weise ebenfalls eingegangen. Die New Genre Public Art verfolgt die Arbeit an sozialen Prozessen und die Schaffung von Öffentlichkeiten für bestimmte ausgegrenzte, verdrängte, unterdrückte oder soziopolitisch relevante Themen, die oftmals von den Mainstream-Medien unter den Teppich gekehrt werden. Social Impact selbst versteht sich als Vertreterin dieser Strömung. Der vierte Teil der Publikation beinhaltet eine Zusammenstellung von Methoden aus den vorgestellten Strömungen, die Harald Schmutzhard für den praktischen Einsatz im BE-Unterricht geeignet erscheinen.
All jenen, die Kunst auch als Katalysator in soziopolitischen Konfliktfeldern, als jenen Part, der Unsichtbares, zum Teil gerne Verdrängtes sichtbar macht, verstehen, sei diese Arbeit auch aufgrund der zahlreichen aufgezeigten beispielhaften Projekte und der weiterführenden Quellen empfohlen.
Die Publikation ist unter http://www.social-impact.at bzw. office@social-impact.at im Eigenverlag zu beziehen.
Andre Zogholy