Katja Haller bat den KUPF-Mitgliedsverein FM5 zum Interview.
Smart und engagiert hat eine Gruppe junger Leute aus dem Mühlviertel 2003 das Netzmagazin FM5 auf die Beine gestellt. Seit Anfang des Jahres 2005 ist FM5 Mitgliedsverein der KUPF.
Fünf Rubriken
„Sich die Seele aus dem Leib kotzen“, eine Ich-Reportage einer jungen Frau, die ihren
Weg in die Bulimie beschreibt, mutig und offen. Ihr Artikel in der Rubrik Reportagen evoziert viele LeserInnen-Reaktionen. Fünf Rubriken – Reportagen, Musik, Kreatives, Lifestyle, Plattform – erwarten die LeserInnen auf www.fm5.at. Von Attwenger bis Depeche Mode, vom FM 5 Fest für Ute Bock zur britischen Newcomberband reicht das Spektrum der Beiträge
in der Rubrik Musik. Unter Kreatives finden sich Buchrezensionen, Gedichte, Kurzgeschichten.
Asterix, James Dean, die Viennale und Austria Salzburg, der Steirische Herbst und das Weltcafe in Wien sind Themen der aktuelle Ausgabe in der Rubrik Lifestyle. Die Rubrik Plattform beherbergt die Leute, die hinter FM 5 stehen: 45 an der Zahl aus nunmehr 8 Bundesländern im Alter von 15 bis 25 Jahren arbeiten am Netzmagazin mit.
Breites Echo
Aus einem empfundenen Mangel heraus, gründeten etwa 20 junge Leute aus der
Gegend rund um Bad Kreuzen im Mühlviertel das Freie Magazin und gingen mit der ersten Ausgabe am 6. Jänner 2003 online. Bundesweit zu agieren war nicht von Beginn an intendiert. Schnell war die Initiative auf Medienecho gestoßen und rasch wuchs FM 5 auf 45 ehrenamtliche MitarbeiterInnen an. Beabsichtigt war zu Beginn allerdings, betont Martin Aschauer, Sprecher von FM 5, dass die Artikel auch noch St. Pöltner oder Grazer interessieren. So bieten die JungjournalistInnen ein heterogenes Spektrum an Themen, die sie anders als in Mainstreammedien bearbeiten.
Was dieses andere ist?
„Dieses andere darzustellen ist immer schwierig. In der jetzigen Ausgabe ist ein Artikel über Bulimie, von einer Betroffenen frisch geschrieben. In keinem Medium, würde der Artikel so kommen, weil er a zu lange, b zu emotional ist. Bei einem freien Magazin hast du die Möglichkeit, Themen zu setzen. Wir sind eine klassische Plattform, wo man sich ausprobieren kann.“, so Martin Aschauer. Mit Idealismus, frisch und clever waren die Leute von FM 5 an ihr Magazin herangegangen und ebenso betreiben sie es weiter. Das gesamte Magazin wurde in Eigenregie programmiert, untereinander werden Kenntnisse der Bildbearbeitung, Interviewführung, Programmierung weitergegeben, regelmäßige Redaktionstreffen dienen dem Erfahrungsaustausch. Immer wieder organisieren sich die BetreiberInnen des
Magazins Einladungen in Zeitungs- und Radioredaktionen, um aus den Gesprächen dort für ihre Recherche, Publikationen und Organisation zu lernen. „Was das Freie Magazin immer ausgemacht hat ist, dass wir immer von uns selber überrascht waren. Das Feedback von außen ist dermaßen gut und mittlerweile haben wir uns professionalisiert.“, erzählt Martin
Aschauer.
Nolabel
Ein Projekt von FM5 ist die Plattform nolabel. at. Ziel ist, ein Netzwerk zwischen jungen
MusikerInnen, VeranstalterInnen und RezipientInnen aufzubauen. Nolabel.at bietet in den Rubriken Backstage, Hörgenuss, Shop und Events umfassende Informationen zu MusikerInnen, Veranstaltungen, Downloads sowie eine Mitfahrbörse. Nicht nur im Netz ist FM5 aktiv. Mittlerweile leben viele der MitarbeiterInnen in Wien und so kommt es, dass jährlich ein Konzert in Wien organisiert wird. Weiterer Fixpunkt ist das Geburtstagsfest im Jänner in einer
Fabrikshalle in Perg. Aus ganz Österreich kommen Jugendliche zum Fest, das ebenso
breite Unterstützung durch heimische Bands erfährt. Mit insgesamt drei Konzerten im Jahr, dem Projekt nolabel.at und jährlich 300,- Euro Jugendförderung wird der Verein FM 5 am
Laufen gehalten.
Bilanz
Nüchtern fällt die finanzielle Bilanz durch Martin Aschauer aus: „Wenn man’s von den Finanzen sieht, dann ist man absolut unzufrieden. Mittlerweile sag ich, eigentlich müssten uns Zeitungen und Marketingfirmen unterstützen. Bei uns lernen die Leute und bei denen schreiben sie. Die Erfahrung holen sie sich gratis. Für uns ist natürlich klar, dass sie uns nicht
sponsern, denn sonst würden wir unsere Unabhängigkeit verlieren. nolabel.at ist minimal unterstützt vom Land OÖ. nolabel. at hat einen Shop dabei, man kann mp3 files runterladen, da wird Geschäft gewittert. Fm5.at stellt alles gratis zur Verfügung, hat keine Werbung, keine wirtschaftliche Zukunft. Hinter Text sehen sie kein Geschäft, vor allem nicht, wenn der Text Firmen und Politik kritisch gegenübersteht. Wir brauchen natürlich nicht unbedingt ganz soviel Geld, aber ein bisschen mehr würde schon viel erleichtern.“ Dennoch: von Ausgabe zu Ausgabe funktioniert das Magazin. In der Serie „Herbstgespräche“ werden PolitikerInnen zur
Tagespolitik, zu Vorbildern und zum Gedankenjahr 05 befragt, in der Serie “Hinter den Kulissen” wird über Medien berichtet. Johannes Rausch, 16 Jahre und neuer Redakteur bei FM 5, fasst zusammen: „FM 5 sollte man symbolisch nehmen. Es ist zu wenig, wenn man sagt, es könnte besser sein, man muss es selbst in die Hand nehmen.“ Sein erstes Bandinterview hat er bereits online gestellt.
Danke Martin Aschauer und Johannes Rausch für das Gespräch.
Katja Haller ist Programmkoordinatorin bei Radio FRO