Statements der KUPF-Mitgliedsinitiativen zu Linz 2009 sammelte Birgit Pichler.
Die Intendanz des Großprojektes Linz – Kulturhauptstadt 09 ist bereits bestellt, Informationen sind, besonders außerhalb von Linz, noch spärlich. Um aktuelle Tendenzen im Meinungsdickicht zu Linz als Kulturhauptstadt zu Tage zu bringen, befragte die KUPF- Kulturplattform OÖ einige ihrer Mitgliedsinitiativen zum Thema.
FIFTITU% / Gabriele Heidecker
Kupf: Kulturhauptstadt 2009 – ist das ein Thema für eure Kulturarbeit, welche Möglichkeiten seht ihr daran teilzuhaben?
Selbstverständlich ist die Kulturhauptstadt ein wesentliches Thema für FIFTITU% und natürlich wollen auch wir uns einbringen. Dabei geht es uns einerseits darum, unserer Aufgabe als Vernetzungsstelle für Frauen in Kunst und Kultur in OÖ gerecht zu werden und die Präsenz der Arbeit von Künstlerinnen einzufordern, andererseits denken wir aber auch über ein eigenes, frauenspezifisches Projekt nach, um so den Produktionen von Künstlerinnen mehr Raum zu geben.
Kupf: Gibt es von eurer Seite spezielle Erwartungen an die Intendanz?
Bei der Programmgestaltung erwarten wir uns genderrelevante Inhalte. Die paritätische Beteiligung von Künstlerinnen quer durch alle Bereiche versteht sich auch als große Chance für die Kulturhauptstadt. Linz kann so einen neuen, einmaligen Weg gehen.
Kapu Linz
2009? Ja, davon haben wir schon gehört. Auch wenn wir das vielleicht gar nicht wollten. Also ist auch „2009“ ein Thema in der KAPU. Obwohl wir´s eigentlich vermei-den wollten. Was vermutlich heißt: 2009 ist so allgegenwärtig wie ein Wimmerl, das man nicht weiterkriegt. Die Frage, ob wir daran teilnehmen wollen, wird ja durch obige Feststellung fast obsolet: geht alles glatt, soll ja schließlich jeder Linzer und jede Linzerin Teil dieses Monsterprojektes sein. Wie auch immer – solange wir nicht einmal ansatzweise wissen, was da abgeht, können wir auch nicht über Partizipation reden. Was wir wollen, sollte eigentlich nicht auf 2009 beschränkt sein: anständige Kohle für unsere Arbeit. Und wir befürchten, dass da ein Kulturhauptstadtjahr mehr oder weniger das Kraut nicht fett machen wird.
Localbühne Freistadt / Hedi Hofstadler
Eine Möglichkeit uns einzubringen habe ich bis jetzt noch nicht gesehen. Zu befürchten ist, dass der Begriff „Kulturhauptstadt“ sehr wörtlich und daher auch sehr eng verstanden wird – doch was wäre Linz ohne seine Pend-lerInnen aus dem Mühlviertel bzw. gibt‘s ja auch die zahlreichen KulturpendlerInnen von Linz ins Mühlviertel.
Kupf: Unabhängig davon: welche Bedeutung hat für euch Linz als Kulturhauptstadt 2009?
Für einen Kulturverein am Land kann wohl nur die Angst bestehen, noch weniger wahrgenommen zu werden als bisher.
Kupf: Gibt es von eurer Seite spezielle Erwartungen an die Intendanz?
Definitiv die „Abtragung der Stadtmauern“
Jazzatelier Ulrichsberg / Lois Fischer
Über konkrete Teilnahmemöglichkeiten wissen wir nix genaues – aber wenn‘s die Möglichkeit gibt, ein Musikprojekt einzureichen, dann würden wir das gerne tun.
Röda / Andi Liebl
Gerade mal 40 km ist Steyr von Linz entfernt und in dieser Sache war und ist nichts zu hören und szeneintern höchstens am Stammtisch mal Thema. Zum einen darf das nicht verwundern: die offizielle Kulturpolitik ist hier ohne Visionen und ohne Programm für eine Zukunft. Die Szene selbst zu sehr mit sich selbst beschäftigt, das alljährliche Minus doch noch irgendwie auszubügeln und den Betrieb doch noch weiterzuführen. Auf der anderen Seite sollte das aber verwundern, ist doch gerade das was wir als Szene machen autonom in der Wahl der Inhalte, der Mittel und der Wege die wir beschreiten. Ich finde es legitim darüber nachzudenken an das Thema 2009 anzuknüpfen und heraus aus der Provinz ein Zeichen zu setzten, uns selbst in diesen Themenkomplex sichtbar zu machen und nicht darauf zu warten welche tollen Sachen da dann serviert werden. Was und wie das inhaltlich aussehen könnte ist eine weitere Frage, worauf ich keine Antwort weiß. Vielleicht reicht es aber schon einfach zu überlegen welche FreundInnen wir auf dieser Welt haben und hier eine interessante Auswahl zu treffen und diese nach Steyr für künstlerische Arbeiten einzuladen. Das europäische Publikum der Kulturhauptstadt 2009 wird diese 40 km mehr oder weniger nach Steyr dann vereinzelt auch finden und sehen: Nicht nur die Kulturtechnik der Metallbearbeitung hat einen zeitgenössischen Ableger in Steyr hinterlassen (Schmiede in der rödawerkstatt) sondern auch: die TalbewohnerInnen haben durch kulturellen Einsatz eine feines Netz rund um die Welt gesponnen und zeitgenössischem wie nicht kommerziellem Kulturschaffen einen Boden bereitet. Eine Intendanz kann zu dieser Sache beitragen, dass das Kulturhauptstadtjahr nicht in Linz stecken bleibt, sondern auch das Umland seinen Beitrag dazu leisten kann. Unter fairen Bedingungen natürlich, aber das versteht sich ja von selbst.
Birgit Pichler
Positionspapiere zur Kulturhauptstadt Linz sind im Internet abrufbar:
KUPF- Kulturplattform OÖ
FIFTITU%
Offenes Forum Freie Szene
Birgit Pichler ist Mitarbeiterin der KUPF-Kulturplattform OÖ