Der künstlerische Intendant der Kulturhauptstadt Linz 2009 im Portrait
von Heike Leindecker
Es ist soweit – Linz 09 hat eine Intendanz. Der Schweizer Martin Heller ist neuer, künstle-rischer Intendant der Kulturhauptstadt Linz 2009, der Linzer Walter Putschögl ist neuer kaufmännischer Leiter.
Martin Heller ist Kunsthistoriker und Eth-nologe und war zwischen 1986 und 1999 als Kurator und Direktor des Museums für Ge-staltung in Zürich tätig. Er war künstlerischer Direktor der Schweizer Expo.02 und arbeitete mit seiner Firma Heller Enterprises als selb-ständiger Kulturunternehmer. Erfahrungen zum Thema Kulturhauptstadt sammelte Heller als Intendant der Bremer Bewerbung zur Kulturhauptstadt 2010.
Am 15. Juli präsentierte sich Heller im Rah-men einer Pressekonferenz erstmals in seiner Funktion als neuer Intendant; dort hatte auch ich als Vertreterin von Radio FRO die Gele-genheit zu einem kurzen Gespräch.
Martin Heller strahlt jenes erdig Kernige aus, das in ihm sofort den Mann der Tat vermuten und die Sympathiewerte augenblicklich nach oben schnellen lässt. Im Gespräch zeigt er sich gelassen und humorvoll, eloquent ohne wirklich viel zu sagen; mit einem Wort: der ideale Mann für Linz 09. Ich meine das durchaus positiv: Heller wirkt aufrichtig, selbstbewusst ohne arrogant zu sein.
Martin Heller kommt als Außenstehender nach Linz – außen stehend sei man, wie er sagt, nur eine bestimmte Zeit über – diese gelte es zu nutzen: Die Zeit, in der man Dinge zum ersten Mal sieht und beurteilt. Auf die Frage nach inhaltlichen Schwerpunkten reagiert er verhalten: Er habe keine Ideen, erst wolle er ankommen, die Stadt auf sich wirken lassen.
Die Freie Szene hatte zuletzt kritisiert, dass Projektdiskussionen zu Linz 09 auf Eis gelegt worden waren. Heller beurteilt dies eher positiv: Konkrete Vorgaben würden das Projekt Kulturhauptstadt von vornherein einzemen-tieren, ihm das Spielerische nehmen. Den Kulturentwicklungsplan 99, von Kulturrefe-rent Dr. Erich Watzl oft als Ausgangspunkt für Linz 09 zitiert, empfindet auch Heller als gute Basis. Es gelte aber, Rahmenbedingungen neu zu definieren; zuerst müsse man sich mit der Ausgangslage befassen, Regeln entwickeln, die etwas mit den Brüsseler Vorgaben zu tun haben können oder nicht. Europa müsse der Stachel sein, so Heller, nicht Linz. Wichtig sei es, die impliziten und expliziten Rahmenbedingungen der Stadt zu erforschen und mit ihnen zu arbeiten; explizite Bedingungen sind für Heller die äußeren Gegebenheiten der Stadt wie Veranstaltungsorte und -bühnen, während die impliziten und laut ihm weitaus interessanteren sich daraus ergeben, wo die Stadt sich sperre oder aber sich bewegen lasse.
Heller meint, er wolle die Freie Szene durch-aus in die Entwicklung von Rahmenbedingungen einbeziehen, die Endverantwortung trage aber er; auf einen genauen Zeitplan, vor allem auf den Zeitpunkt der Gesprächsauf-nahme wolle er sich nicht festlegen. Alles in allem kann man sagen, dass Martin Heller seine Worte klug wählt; dass er sich auf nichts festnageln lassen will, auch nicht auf seine persönlichen Vorstellungen und Erwar-tungen zu Linz 09: Auch diese gelte es neu zu definieren. Wenn Heller sich selbst beim Wort nimmt und das Thema Kulturhauptstadt anhand von Linz neu definiert, nicht Altes in neuem Aufguss präsentiert, wie das bei diesen und ähnlichen Events leider oft der Fall ist, dann dürfen wir uns alle glücklich schätzen und uns auf spannende, nächste Jahre freuen. Falls nicht – na, dann wissen wir wenigstens, was uns erwartet.
Vielleicht lassen wir zum Abschluss noch einmal Herrn Heller zu Wort kommen: „Ich glaube, erfolgreich war es dann, wenn nachher ein Bild dieses Jahres übrig bleibt in den Köpfen der Menschen, das sagt, so ein Jahr möchten wir gerne noch mal. Wenn nicht nur der Schmerz zurückbleibt, der Katzenjammer – der erste Morgen nach dem rauschenden Fest ist immer ein Katzenjammer, das ist die Grundregel. Aber wenn danach etwas übrig bleibt, wenn wir sagen, wir haben etwas erfahren, das wirkt nach, aber es war wirklich einzigartig, das ist dann sicher ein Teil des Erfolgs.„
Heike Leindecker
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Heike Leindecker ist freie Redakteurin bei Radio FRO und mit zuständig für die frozine sowie die Kulturamtsendungen.