Eugenie Kain über Wiesensitzer und Klappbanksitzer und ein Nebeneinander, das vielleicht einmal zum Miteinander wird.
Die Wiesensitzer grillen Schaf und Rind, auf dem Feuer dampft der Teekessel, die Klappbanksitzer grillen auch Schwein und in der Kühlbox laufen die Bierdosen an. Die Wiesensitzerinnen tragen lange Kleider und Kopftuch, die Klappbanksitzerinnen kurze Hosen und ein trägerloses Top. Die Freude am Kochen und Essen im Freien, die Freude am Tratsch im Familien-und Freundeskreis ist das Verbindende. Es gibt kein Miteinander aber zumindest das Nebeneinander ist auch schon was, es könnte ja einmal ein Miteinander daraus werden. Ein Nebeneinander ist an Wochenden auch in Gmunden auf der Esplande zu beobachten. Hier ist der gemeinsame Nenner das Spazierengehen, das Bankerlsitzen und Kinderwagerlschieben. Der Traunsee glänzt blau, am Himmerl treiben weiße Schäfchenwolken und der Traunstein leuchtet im zartem Rot der Abendsonne, die für alle scheint.
Bei den Scheinwerfern ist das anders: Weder in der Millionenshow, noch bei Barbara Karlich oder Vera gibt es ein Kopftuch im Publikum oder auf der Bühne, es sei denn, die Trägerin kommt aus einem Alpental und feiert eiserne Hochzeit oder sie gehört einem Trachtenverein an. Im österreichischen Fernsehen bleibt die österreichische Community unter sich, eisern. Aber das Leben spielt sich ohnehin nicht bei Karlich und Vera ab. Leider auch nicht auf der Grillwiese am Pleschingersee.
Auch auf dem Arbeitsmarkt bleibt die Mehrheitscommunity eisern. Auf dem Arbeitsmarkt kann einer bereits hundertmal Österreicher sein, hat er die falsche Hautfarbe oder das falsche Geburtsland, nützen Ausbildung und akademische Titel gar nichts. Damit kann man sich brausen, als Arbeit bleibt das Putzen, der Bau und die Pizzeria. Zeitweise eingelassen werden Landarbeiter für den Spargel, den Wein und die Gurken und durch das Hintertürl herein schleichen sich die Spachtler in Form von Ich-Ags. Aber die Ich-AG wiederum ist eine “europäische” auf die idealerweise alle Dienstverhältnisse heruntergebogen werden sollen, damit die Kräfte des Marktes freies Spiel haben. Es wird Zeit, dass das Nebeneinander wahrgenommen wird. Vielleicht wird ein Miteinander daraus, aus den Ich-AGs eine große, starke WIR-AG.
Eugenie Kain