Radio KUPF befragte MitarbeiterInnen der Kulturfabrik über ihre Erfahrungen in der Aktionsgemeinschaft. Hier ein Auszug der Interviews.
Die WIR AG ist im Konkurs. Wie waren die 72 Stunden Aktionsgemeinschaft für Euch?
Betty: Ja, die Volkskultur ist wieder eingezogen am Hauptplatz. (seufzt)
Klemens: Aber die Mehrzahl der Rückmeldungen waren sehr positiv. Nicht nur von den Kunstfreaks sondern auch von PassantInnen und den Menschen die hier wohnen. (euphorisch)
Hucky: Die Zeit war sehr gut! Außer, dass der Börsencrash passiert ist. Aber wir lernen ja und haben da auch geistig Kapital draus ziehen können.
Nicole: Alle Veranstaltungen waren super gut besucht. Nur der Juniorchef des Glockenspiels hat sich ein wenig gefürchtet und dann auch gleich die Zeitung zur Hilfe rufen müssen. (lacht)
Anatol: Das beste war der Misserfolg! Und gestern Abend mit dem Videobeitrag nach dem Konzert, wo der Spannungsbogen zu Ende gespannt wurde und die Leute gemerkt haben um was es eigentlich gegangen ist. Es hat eine Dramaturgie gegeben, eine Geschichte die zu erzählen war und die ist in allen Ausführungen gut erzählt worden! (müde)
Hinter der WIR AG stand auch eine Reihe von Fragestellungen, wieweit habt ihr euch als Belegschaft diesen Fragen nähern können?
Betty: Es war großteil einfach sehr viel Arbeit. Wir haben teilweise gar nicht die Muße gehabt uns großartig den Fragen hinzugeben. (sehr müde)
Klemens: Wir haben aber glücklicherweise Gäste gehabt, die das für uns beleuchtet haben. (immer noch euphorisch)
Inwieweit denkt ihr, dass eure Inhalte
angekommen sind?
Nicole: Also ich hab diese Tage die ganze Zeit Interviews mit den PassantInnen geführt. Aus meiner Sicht ist das voll aufgegangen, die Leute waren zum Teil sehr interessiert, sind offen auf uns zugekommen und haben Fragen gestellt. Und in einem Gespräch ergibt sich dann auch viel, du kannst die Position darlegen um was es geht, nur im Vorbeigehen geht das ja eher nicht.
Hucky: Wir haben auch dadurch, dass wir in den öffentlichen Raum gegangen sind diesen spezialisierten Kreis aufgebrochen, da sind Leute die sich sonst nicht mit solchen Fragen beschäftigen stehen geblieben weil sie sich gedacht haben: das horch ich mir mal an. (erleichtert)
Klemens: Alleine durch den stetig steigenden Zuspruch an den Symposien war zu sehen, dass auch viele Leute außerhalb der Szene oder an den Rändern der Szene, großes Interesse an radikalen, progressiven Inhalten haben. Ich hoffe, dass das auch Menschen zum Nachdenken angeregt hat. (unverändert)
Betty: Überraschend auch, wie viel Interesse und Offenheit von älteren Leuten zu merken war. Und die Jungen waren sowieso vollauf begeistert, weil der Platz im Zentrum bespielt wurde, der ansonsten den einschlägigen Veranstaltungen wie einem Kronefest vorbehalten ist.
Anatol: Ein paar Leuten hat es nicht besonders gefallen. Anderen schon. Es ist aber nicht nur unser Job, unsere Aufgabe sondern es passiert per se, dass solche Konfrontationslinien zwischen den Lebensformen, zwischen den verschiedensten Kulturen aufgebrochen gehören und wir sind nicht dazu da es allen recht zu machen, zu berieseln oder gesellschaftspolitische Normen zu bestärken. ***** that actually !
Konkurs ist nicht unbedingt der letzte step des UnternehmerInnentums. Oft bedeutet das auch einen Neuanfang.
Betty: Die WIR AG hat bewiesen, dass wir ein Wir sind in der freien Szene.
Klemens: Ich mach mir keine Sorgen, dass die freie Szene Linz sich da jetzt zurückzieht und nichts mehr hören lasst von sich. Sondern wir kommen wieder und man wird uns nicht mehr los.
Hucky: Es hat ja im Vorfeld sehr gut funktioniert. Und selbst wenn jetzt die Kulturfabrik in finanzieller und materieller Hinsicht gescheitert ist, ist sie nicht gescheitert in ideologischer Sicht. Wir haben daraus sicherlich symbolisches Kapital geschlagen.
Anatol: Die WIR AG war eine Spitze, es soll da keine Spitze darüber geben.
Liebl Andi
Hier gehts zur Radiosendung über die Wir AG…