Katja Haller im Gespräch mit Albert Heidelmaier über den langjährigen Mitgliederverein Alte Schule Gutau.
Gutau ist ein kleiner Ort im Mühlviertel mit verschlafenem Marktplatz, wo über Mittag die Geschäfte noch geschlossen haben. Dort wurde 1986 die “Jugendinitiative Gutau” gegründet. Der Zufall wollte es, dass das einstöckige Gebäude einer Allgemeinschule mit einem einzigen großen Schulraum leerstand. Auflage der Gemeinde war, das Gebäude selbst zu adaptieren. Also nichts wie ran an die Sache! Mittlerweile blicken die Leute von der Alten Schule Gutau auf gut 15 Jahre Veranstaltungsbetrieb zurück. Je nachdem wie groß das aktive Team ist, gibt es im Jahr sechs bis acht Veranstaltungen, meist Konzerte abseits des Mainstreams, im charmanten Ambiente der Alten Schule.
Lebensmittel Kultur
“Kultur ist nicht nur reines Freizeitvergnügen wie ins Wirtshaus gehen oder irgendeinen Sport betreiben. Kultur ist ein genauso notwendiges Lebensmittel wie essen, trinken, schlafen, weil es zur Persönlichkeitsbildung dazugehört, dass ich mich auch um andere Sachen kümmere, als um rein physikalische. Da fällt vieles darunter: Information, Vergnügen, sich auseinandersetzen mit Themen, seien es politische, seien es persönliche. Das ist alles Kultur und darum ist es ein wenig schade, dass sich der ganze Kulturbetrieb bei uns in der Alten Schule auf Musik beschränkt.” Albert Sidi Heidelmaier, Obmann des Kulturzentrums Alte Schule Gutau treffe ich zum Interview im Linzer Cafe Stern. Nach 15 Jahren Veranstaltungsbetrieb zeigen sich bei den Leuten der Alten Schule Abnützungserscheinungen. Routine hat sich in die Arbeit eingeschlichen. Die Alte Schule existiert jedoch auch als Institution und bevor es so weit ist, dass sie aufgegeben wird, beißt doch wieder wer rein und macht die Obfrau oder den Obmann. Versuche, die Jugend für Kulturarbeit zu begeistern, gelingen bis heute nicht wirklich. Warum? “Es liegt einfach auch daran, dass sich Jugendliche ungern unter die Fuchtel von Erwachsenen begeben und die, die sich engagieren, gehen bald wieder weg zum Studieren.”
Freies Radio
In der Situation bringt das Freie Radio Freistadt frischen Wind ins Vereinsleben und bietet neue Perspektiven. Erst eigentlich unbeabsichtigt, hat es sich in den letzten zwei Jahre ergeben, dass die Alte Schule bei der Gründung des Freien Radio Freistadt dabei war und sich herauskristallisiert hat, dass das Radio eine Möglichkeit ist, wegzukommen vom reinen Veranstaltungsbetrieb und sich weiterhin kulturell zu betätigen. “Plötzlich sind wir gezwungen, uns aktiv damit auseinandersetzen. Ich merke es an anderen Leuten auch, es gibt einen irrsinnigen Input, dass man wieder was tut.” So hat sich eine Frauenredaktionsgruppe gegründet. An die 10 Frauen, darunter Gabriele Spiegel und Brigitte Bräuer, ehemalige Obfrauen der Alten Schule, haben für ihre Sendung “Frauenzimmer” bereits einen Jingle und erste Sendungen produziert. Harald Freudenthaler von der Alten Schule Gutau hat beim Freien Radio Freistadt die Programmleitung über und Albert Heidelmaier ist mit Cafe Mulatschak on air.
Letzterem ist die Jugendarbeit ein besonderes Anliegen.
Die Idee: eine Gutauer Radiojugendgruppe, wo Jugendliche ihre Themen ohne Zensur von Erwachsenen behandeln können. Ein Erfolg wäre das Projekt dann, wenn die Radiogruppe unabhängig von der Einflußnahme örtlicher Interessensgruppen bleibt. Die Gemeinde soll technisches Equipment zur Verfügung stellen, damit in der Alten Schule selbst ein Radioraum eingerichtet werden kann. Aber da die Alte Schule aus Sicht der Gemeinde immer schon der Platz der Dorfintellektuellen war und “solang sie eine Ruhe geben” toleriert wird, wird es spannend, ob die Gemeinde im Sinne der Jugendförderung aktiv wird. Insgesamt ist laut Albert Heidelmaier das Radio ein Hoffnungsschimmer. Denn immer wieder steht es an der Kippe, ob die Alte Schule Gutau weiterhin Bestand hat. “Wenn wirklich keiner von uns mehr will, dann ist die Alte Schule – der Name wired weiterbestehen – nur mehr ein Konzept, das angewendet wird. Dann gibt’s keinen eigenen Veranstaltungsbetrieb mehr, sondern dann beteiligt sich die Alte Schule am Radio oder an Einzelaktionen in der Region.”
Dank an Albert Heidelmaier für das Interview.
Katja Haller