Andi Liebl im Streifzug durch die hiesige Freie Radiolandschaft.
7 Jahre nach dem Sendestart legaler Freier Radios in Oberösterreich wird die Szene um eines reicher. Das Freie Radio Freistadt startet mit März 2005 seinen Sendebetrieb. Liebl Andi nimmt das zum Anlass für einen Streifzug durch Themen und Eigenheiten der hiesigen Freien Radiolandschaft.
Entgegen den Bedenken punkto finanzieller Überlebensfähigkeit zu Beginn der postmonopolistischen Radioära haben sich die Freien zu regional verankerten tragfähigen Einrichtungen für mediale Vielfalt im Äther gemausert. Und: Das Land arbeitet bereits an einem adäquaten Fördermodell. Während eine der ersten medienpolitischen Initiativen der blau-schwarzen Bundesregierung 2000 der Ausschluss der Förderbarkeit gemeinnütziger Freier Sender und Programme war, hat Oberösterreich in der grün-schwarzen Variante den gesellschaftlichen Mehrwert freier Radios erkannt und angekündigt, im Bereich der Presse und Medienförderung einen Fördertopf zu entwickeln, der auch den Bedürfnissen der Freien Radios zugute kommt. Ein Vorhaben, das einzig die FPÖ als nicht notwendig erachtet.
Das Land trotzt damit aber nicht nur einer Oppositionspartei, sondern auch den Bestrebungen der WTO, die mit ihrer Politik in Form von GATS auch im Bereich der kulturellen und audio-visuellen Dienstleistungen eine Beseitigung der Förderungen erzwingen wollen. Ob solcher Fortschrittlichkeit sollte unsere nationale Verwaltung eigentlich lernen und der Forderung der Dachorganisation Freier Radios nachkommen, einen Teil der Rundfunkgebühren zur Finanzierung der Freien Radios aufzuwenden, an die 40% frecherweise ohne Zweckwidmung ins Budget der Bundesregierung fließen.
Neben dem Thema Förderungen geht es aber auch um Akzeptanz. Die Idee Freies Radio hat hierzulande eine junge Tradition und im Vergleich mit anderen Ländern seine Geschichte erst zu schreiben. Der Verband der Freien Radios sorgt für politische Hintergrundarbeit auf nationalstaatlicher wie europäischer Ebene. Lokal agieren die Initiativen klarerweise selbst, versuchen mit lokalen PolitikerInnen in Kontakt zu treten und über Perspektiven dieses Konzepts zu diskutieren und interessierte HörerInnen zur Mitarbeit zu bewegen.
Bad Ischl
Sowohl im Blick als auch im Ohr auf die Entwicklung der Freien Radiostationen in Oberösterreich läßt sich unschwer erkennen, dass hier zwei grundlegend unterschiedliche Modelle wirken, die ihre Eigenarten entwickelt haben und sich dementsprechend voneinander abheben. Sowohl inhaltlich, organisatorisch als auch akustisch. Während in Linz 24 Stunden Freies Radio zu hören ist, sind es im Salzkammergut nur 12. Dort sendet untertags das kommerzielle Medienunternehmen Life Radio aus ihren Linzer Studios auf der Freien Frequenz, das Freie Radio kommt erst ab 18 Uhr in den Äther. Ab dann ist keine Werbung mehr zu hören.
Das Freie Radio Salzkammergut ist ein Verein, der auch im Besitz der Sendelizenz ist. Finanzielle Überlegungen führten zur Gründung einer GmbH, die in weiterer Folge an Life Radio verkauft wurde. Daher die geteilte Frequenz. Auch die Studio- und Büroräume in einer ehemaligen Lodenmantelfabrik in Bad Ischl wurden bis vor kurzem gemeinsam genutzt. Wahrscheinlich auch finanzielle Überlegungen führten dazu, dass Life Radio seine Lokalredaktion mit 2005 nach Linz verlegte.
Das oberösterreichweite Medienunternehmen, so wird gemunkelt, scheint die Kräfte für ein bundesweites Radio zu bündeln. Was mitunter auch heißen könnte, die Frequenz des Freien Radio Salzkammergut im Zuge der gesetzlich vorgesehenen Neuausschreibung nach 10 Jahren zur Gänze zu übernehmen. Besonders gelegen kommt diesem Vorhaben, dass ausgedehnte Mantelprogramme sowie regionale Aspekte mit der jüngsten Novellierung des Privatradiogesetzes für kommerzielle Anbieter ohnehin keine großen Probleme mehr darstellen. Nicht so für Mario Friedwagner, er übernimmt mit März 2005 die Geschäftsführung des Vereins und sieht hier einen zentralen Ansatzpunkt für die zukünftige Positionierung des Radios.
Mit dem Schritt raus aus dem Studio hinein in die Region gilt für ihn unmissverständlich darzustellen, was freies Radio ist und wo HörerInnen mitmachen können. ?Regionale Vernetzung ist Potential wie Legitimation unseres Radios? , sagt Mario. Seiner neuen Aufgabe blickt er mit einer gehörigen Portion Freude entgegen und verrät zukünftiges: ?Die aufgebauten Strukturen mit Finessen anreichern bzw. hier und da wieder aufbrechen. Damit wir nicht nur Sendeformate von der Dauer einer Stunde haben, sondern auch einmal eine viertel Stunde oder Fünf minuten – Sendungen Platz bekommen. Schon bisher hat es sich ausgezahlt mutig zu sein. Nicht nur Hörgewohnheiten zu bestätigen sondern auch zu erweitern brachten uns ein gutes Feedback. Außerdem planen wir nun unseren Auftritt im Web.?
Linz
Dort war bislang nur Radio FRO als oberösterreichisches freies Radio zu finden. In urbaner Dichte drängeln sich hier, gelenkt durch die Geschicke der Geschäftsführerin Veronika Leiner, SendemacherInnen unterschiedlicher Sprachen und Kulturen. Radio FRO sendet im Großraum Linz sowie im Kabelnetz von LIWEST und ist nach 7 Jahren on Air ein buntes und vielseitiges Radio geworden. Schon bald wurde mit der hauptamtlichen Besetzung der Programmkoordination eine Ansprechperson für SendemacherInnen installiert und viel in den Bereich der journalistischen Weiterbildung investiert.
Weiters etablierte sich die Redaktion FROzine als qualitativ informatives täglich erscheinendes Radiomagazin des Senders. Mit kontinuierlicher Projektarbeit stellte FRO schon in jungen Jahren Kontakte zur regionalen Kulturszene her, Kooperationen mit dem Festival der Regionen oder das ARS Electronica Festival sind hier zu nennen.
Freistadt
Aufbauarbeit hingegen ist beim Freien Radio Freistadt noch voll im Gange. Ein Jahr nach erfolgreichem Abschluss des Lizenzverfahrens steht der Sendestart unmittelbar bevor. Beachtlich dabei das zu erwartende Sendegebiet, das sich ersten Berechnungen zufolge in seiner Nord-Süd Ausdehnung mit gewissen Einschränkungen von Cesky Krumlov bis nach Steyr erstrecken wird. Alternativ zum unbezahlbaren Sendestandort des ORF wurde ein eigener gesucht und gefunden, in der Local Bühne Freistadt ein provisorisches Sendestudio eingerichtet.
Geschäftsführer Otto Tremtzberger hat intensive Vermittlungsarbeit hinter sich und blickt relativ gelassen dem Sendestart entgegen. ?Freies Radio wird in unserem Einzugsgebiet bereits als Bereicherung der Medienlandschaft gesehen und mit der GesellschafterInnenstruktur bestehend aus Kulturinitiativen der Region haben wir auch die notwendige lokale Verankerung. Eine riesige Herausforderung ist noch in den südlichen Regionen Tschechiens die Idee des Freien Radios zu kommunizieren.? Woraus sich auch einer der Schwerpunkte des neuen Radios im Lancieren von Projekten im Zusammenhang mit der EU- Osterweiterung ergibt. Wie das neue dritte Freie Radio in Oberösterreich nun dann klingen wird ist ab März auf der Frequenz 107,1 Mhz zu hören.
So unterschiedlich die vorgestellten Initiativen jetzt erscheinen mögen, haben sie doch eines gemeinsam: den selbst gewählten gesellschaftspolitischen Auftrag, einen offenen Zugang zum Medium Radio herzustellen und ihre nichtkommerzielle Organisationsform in Abgrenzung zu den kommerziellen RadioanbieterInnen.
Andi Liebl
Radio FRO, 105,0 Mhz im Großraum Linz oder auf LIWEST 95,6 Mhz
http://fro.at
Freies Radio Freistadt, 107,1 Mhz
http://cba.fro.at/freistadt
Freies Radio Salzkammergut, 100,2 &105,9 Mhz im inneren Salzkammergut, 107,3 Mhz im Raum Gmunden, Wels und Vöcklabruck
Kontakt: 0699 -125 663 12
Cultural Broadcasting Archive: http://cba.fro.at
Verband der Freien Radios: http://freie-radios.at/
Andi Liebl ist Vorstandsmitglied im Jugend- und Kulturverein Röda/ Steyr sowie Mitarbeiter der KUPF OÖ.