Leserbrief

Vom Auszug des Feminismus aus der KUPF berichtet Andi Wahl

 

Betreff: Artikel „Machos, Quoten und die Frau Landeskulturreferentin” von Andrea Mayer-Edoloeyi in der KUPF Zeitung Nr.117, S.18

Werte Redaktion, LiebeR LeserIn!

Als interessierter Leser der KUPF-Zeitung, aber noch mehr als ehemaliger KUPF-Aktivist kann ich den Artikel von Andrea Mayer- Edoloeyi „Machos, Quoten und die Frau Landeskulturreferentin“ in der KUPF-Zeitung 117 nicht kommentarlos hinnehmen.

In diesem Artikel beschäftigt sich Mayer- Edoloeyi mit der Entwicklung der KUPF von einem vor allem von Männern geprägten Verband zu einer Vereinigung, in der Genderfragen Thema sind. Mayer-Edoloeyi: „2001 wurde eine 50%-Frauenquote für den KUPFVorstand im Statut verankert, in der KUPFZeitung schreiben mindestens 50% Autorinnen, neue Mitgliedsvereine werden beim Aufnahmegespräch gefragt, wie denn das bei ihnen mit Frauen ausschaut und Genderfragen sind Themen, wenn es ums Anstellen von Personal geht.“ Dass Mayer-Edoloeyi in ihrem Artikel Ereignisse in ihrer zeitlichen Abfolge wild durcheinander purzeln lässt, kann als Unschärfe hingenommen werden. Erinnerungen sind eben trügerisch. Dass Mayer-Edoloeyi der KUPF mit der Formulierung „Es folgte eine Orientierungsphase mit dem Versuch der Schaffung einer eigenen KUPF-Frauenbeauftragten…“ gar frankensteinsche Experimente unterstellt, mag als Versuch einer humoristischen Einsprenkelung durchgehen.

Unerträglich wird dieser Artikel aber durch seine schönfärberische Diktion. Mayer- Edoloeyi versucht die Umorientierung der KUPF von klarer Frauenförderung hin zu Gender-Mainstreaming schön zu reden und im Nachhinein gar als Erfolg darzustellen. Dabei erging es der KUPF (um 2001) ebenso wie vielen Institutionen, in denen mittels des (damals) neuen Besens des Gender-Mainstreamings feministische Ansätze ausgekehrt wurden.

Heute müssen allerdings viele erkennen, dass Gender-Mainstreaming im Geschlechterkonflikt die selbe Funktion hat wie die Sozialpartnerschaft im Klassenkampf. Es sorgt für Ruhe und ein Abflachen der Positionen. Dass damit anfangs Erfolge (auf beiden Seiten) erzielt werden können, liegt in der Natur der Sache. Bedenklich sind allerdings die Langzeitwirkungen 1. Denn für gemäßigte Positionen braucht es auch das nötige Personal, das bereit ist, diese Positionen zu vertreten. Oder noch besser, dem Ausgleich und Mittelmaß ohnehin das Liebste ist. Und im Zweifelsfall wird eben schön-geredet. Es ist wohl unbestritten, dass sich die KUPF als kulturpolitische Vertretung auch in sozialpartnerschaftliche Sphären begeben muss. Nur so kann sie ihren Auftrag erfüllen. Es ist aber etwas anderes, sozialpartnerschaftliches Denken in der eigenen Organisation zu etablieren. Dagegen – im konkreten Fall gegen die Abschaffung der KUPF-Frauenbeauftragten – habe ich mich bis zu meinem Ausscheiden aus dem KUPF- Vorstand gewehrt. Diese Auseinandersetzung, die ich letztendlich verlor, hat sogar die kuriose Blüte getragen, dass ich selbst für ein Jahr KUPF-Frauenbeauftragter war. Heute muss ich natürlich einsehen, dass es mir damals an der nötigen Entschlossenheit fehlte. Ich hätte meinen Platz im Vorstand gleich für eine Frau räumen müssen, die das Überleben feministischer Positionen im KUPF-Vorstand garantiert und nicht auf den zeitgeistigen Gender- Schmarrn herein fällt.

So musste der Feminismus 2 eben ausziehen und sich als FIFTITU% neu formieren. Auch nicht schlecht! Die KUPF allerdings bleibt bis auf weiteres beschädigt und um ein wichtiges Standbein beraubt.

Andi Wahl

1 Die man heute unschwer an der Verlotterung der Sozialdemokratie ablesen kann. 2 Ich verwende hier „Feminismus“ in seiner Bedeutung als „bewusste und parteiliche Frauenförderung“.