Berufswechsel erwünscht

Garten.Leben. Gartentipps von Wolfgang Schüssel und Freunden.

 

Von Franz Fend

Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt. Das wusste schon der Volksmund, dessen grantlerische Variante samt völkischem Idiom hierzulande besonders verbreitet ist. Dieser Volksmund meint auch zu wissen, dass nix G’scheiteres nachkommt und dass alles ohnehin in der Katastrophe enden werde. Als ob sie dem besagten Volksmund eine letztgültige Bestätigung zukommen lassen wollten, haben die ÖVP-PolitikerInnen Schüssel, Gehrer und Molterer vor den letzten Wahlen die Öffentlichkeit mit einem heimattrunkenen Wanderliederbuch behelligt. „Wir laden unsre Büchsen mit Pulver und Blei” hieß es darin und die Drohung hat niemand wirklich ernst genommen. Jetzt haben wir’s. Als ob nicht schon genug Schmalz und Boden wäre, haben die drei nun mit Verstärkung von Plasnik, Khol und Pröll ein Gartenbuch vorgelegt, das auf den ersten Blick wie eine weich gezeichnete neokonservative Familienaufstellung daherkommt, aber letztlich doch ein ranziges Betbuch geblieben ist. Ein verräterisches überdies. Das Kapitel über Sichtschutz vor Gärten zeigt wes Geistes Kind die AutorInnen sind und an welches Publikum sie sich wenden. Der Sänger Ringsgwandl beschrieb es schon vor langer Zeit: „oans mog da goatn-nazi net, dass de aundan seng, wias bei eam dahoam zuageht”.

Eine Möglichkeit, wie dieses Buch vielleicht doch noch Gewinn bringend verwendet werden könnte, wird nicht angesprochen. Die Erzeugung von Grundnahrungsmittel könnte vielleicht bittere Notwendigkeit werden, wenn diese Leute weiterhin auch in der Sozialpolitik fuhrwerken und selbst gebraute Kräutermedizin, wenn man diesen Gärtnern weiterhin das Gesundheitssystem überlässt. Man sollte es den AutorInnen nahe legen, dass sie es beim Singen und Gärtnern lassen sollten. Das nervt zwar fürchterlich, richtet aber weniger Schaden an.

„Garten.Leben. Gartentipps von Wolfgang Schüssel und Freunden.” 144 Seiten – Österr. Agrarverlag ca. € 6,90 ISBN 3-7040-2123-7

Franz Fend lebt und arbeitet in Linz.