Zur Geschichte der KUPF

Franz Prieler‘s Rede anlässlich der 20-Jahres Feier am 22. April 2006, Alter Schlachthof Wels.

 

20 Jahre Verein KUPF – Die offizielle Geburt fand am 18. Juni 1986 im Alten Schlachthof in Wels statt. Der Akt der Zeugung hatte allerdings bereits im Herbst 1983 stattgefunden. Mäusen sagt man eine Schwangerschaft von einem Monat nach, Elefanten von elf und was eine richtige Kulturplattform werden will, braucht eben fast 3 Jahre. Der damalige Kulturreferent und Landeshauptmann Dr. Josef Ratzenböck hatte zum Kulturstammtisch eingeladen. Zwischen Goldhaubenobfrauen, Trachtenvereinsschriftführern, Kirchenchorleitern und Blasmusikkapellmeistern saßen noch zwei andere, ganz andere – die nicht ins Bild passten, altersmäßig nicht, optisch nicht und kulturpolitisch schon gar nicht! Der eine war ein Vertreter vom Rossmarkt Grieskirchen und hieß Ernst Strasser, der andere kam aus Lambach und hieß Franz Prieler. Die Beiden waren sich einig – da müssen wir etwas tun! „Genau“, sagte Ernst Strasser, „da müssen wir was machen, du kannst das!“ Strasser beherrschte schon damals hervorragend das Instrument des motivierenden Delegierens, wenn es um die Arbeit ging. So hat er es bis zum Innenminister geschafft.

Und ich habe einen Brief an den LH geschrieben: Geladen waren Künstler und Kulturkreise – gekommen waren Kulturgreise … Nur Denkmalpfleger, Goldhaubensticker, Konsulenten, Hofräte, Ober- und Unteramtsdirektoren. Unmittelbar darauf kam die Antwort: Sehr geehrter Herr Prieler, für Ihre kritischen Zeilen … danke ich ganz herzlich und teile Ihnen mit, dass ich Ihrer Meinung gerne zustimme. Ich stelle aber doch fest, dass wir auch alle alternativen Kulturgruppen zu dieser Veranstaltung eingeladen haben, doch haben davon leider die wenigsten Gebrauch gemacht.

Ja, das war schon die erste Kopfnuss – da haben wir aufgedreht und bumsti müssen wir uns schon wieder bei der Nase nehmen. Irgendwie hat sich dies in all den Jahren durchgezogen. Wir waren uns nie ganz einig, gehören die da oben, die Beamten und Politiker, boykottiert oder sollte man mitarbeiten und so Veränderungen herbeiführen. Die Meinung „Wonn de wos mochn, gehma ned hin!!“ – „Wonn mia wos mochn, lodmas ned ein!“ gibt es noch immer. Ich versuchte immer den Ansatz der Vermittlung, ich wollte auch die da oben oder drüben oder wo immer – auf jeden Fall nicht auf unserer Seite – ein wenig zu uns herüber ziehen. Natürlich bedeutete dies Kompromisse! Und selbstverständlich hatte dies auch Grenzen. Die wurden vor allem dort gezogen, wo menschenverachtend agiert wurde. Ich habe mich immer geweigert mit der damaligen „FPÖ“ zu verhandeln und würde dies auch heute noch so handhaben. Für mich befindet sich diese Partei wenn schon nicht außerhalb, so zumindest ganz an der Grenze des Verfassungsbogens, dessen Bandbreite ja nach Khol’scher Interpretation sehr variabel ist.

Ich habe die KUPF immer im besten gewerkschaftlichem Sinne verstanden – heute klingt dies auch nicht besonders gut. Aber gerade deshalb darf man nicht aufhören zu fordern. Das Fordern aber will ich der jetzigen KUPF-Führung überlassen. Ich werde von zwei für mich bemerkenswerte Begebenheiten mit den maßgeblichen Politikern des Landes berichten. Ganz zu Beginn der KUPF sagte LH Ratzenböck zu mir: „Ich finde die Idee sehr gut, ich werde sie auch finanziell unterstützen“, und in einem Nachsatz fügte er hinzu: „… auch wenn dies wahrscheinlich nicht gerade meine Wähler sind!“

Und dem jetzigen Kulturreferenten und LH Dr. Josef Pühringer verdanke ich eine kulturpolitische Sternstunde im Landtag. Es ging wieder einmal um einen Antrag der FPÖ, es ging darum dem Festival der Regionen die Subventionen zu streichen, da Kurt Palm mit Hermes Phettberg als Darsteller ein obszönes, blasphemisches und beleidigendes Schauspiel auf die Bühne gebracht hatte. Selten habe ich aus dem Munde eines Politikers eine so engagierte Rede für die Freiheit der Kunst gehört. Wahrscheinlich werden einige jetzt anmerken, dass meine Rede ein bisschen zu zuckersüß war – aber erstens Ehre wem Ehre gebührt – zweitens, das Alter macht milder und drittens bin ich überzeugt, dass die Chili Schärfe der Jugend noch folgt.

Franz Prieler war Gründungsmitglied der KUPF und ist derzeit Kunst- und Kulturkonsument.