Johannes Rausch besuchte den KUPF-Mitgliedsverein „KULIMU“ zu seinem 20-jährigen Bestehen.
Der in Frankenburg beheimatete Kulturverein feierte letztes Jahr seinen 20. Geburtstag. Und das obwohl im Jahr 2005 die Auflösung gedroht hat. Raimund Zweimüller, Vorstandsmitglied, skizziert im Gespräch KULIMU und erklärt, warum es schwierig ist, solch einen Verein aufrecht zu halten.
Endlos weite Wälder, ein Feld grenzt an das andere, hin und wieder kleine Siedlungen mit ihren notorischen Kirchtürmen und eine Bundesstraße: Für urban sozialisierte Menschen muss es eine Qual sein, nach Frankenburg am Hausruck zu fahren. Mit diesem Ort assoziiert man wohl nur die mit KULIMU in enger Verbindung stehenden „Frankenburger Würfelspiele“. Doch es gibt einen höchst plausiblen Grund, sich diese Reise anzutun: Der Kulturverein KULIMU (KunstLIteratur MUsik) feierte letztes Jahr sein 20-jähriges Bestehen; obwohl man sich im Jahr davor beinahe aufgelöst hat. Was ist das also für eine Organisation, dessen Logo aus drei von „Kurier“-Karikaturist Michael Pammesberger gezeichneten Kühen (eine mit Bilderrahmen in der Hand, die andere hält ein Buch und die dritte klampft auf der Gitarre) besteht?
„Relativ mühselig“
Raimund Zweimüller ist das jüngste von acht Vereinsmitgliedern im Vorstand des 1986 entstandenen Vereins, dem er sich etwa 1990 anschloss. Um die 1996 herausgekommene Jubiläumsschrift KULI-News-Sonderausgabe („Die ersten zehn Jahre“) zu zitieren:
„Unser Jüngster hat mit Rock-Gschnas und Indie-Fest wieder Schwung in den Veranstaltungskalender gebracht.“ Auf die Frage, mit welcher Intention vor ca. 20 Jahren KULIMU gegründet worden ist, meint er lakonisch: „Früher gab es ein paar Feuerwehrfeste, Marktmusik und das war es dann eigentlich.“ Und fügt hinzu: „Es hat halt einige Leute gestört.“
Er spricht damit auch den etwas lächerlich anmutenden Eklat zu Beginn der Vereinsgeschichte an: Bei der ersten, am 4. Oktober abgehaltenen Veranstaltung (KULIMU- Wiegenfest) fiel während der von der Gruppe O2 gespielten Kabarettnummer „Alles geregelt“ der Satz „In Frankenburg ist die Kultur am Marsch.“ Natürlich wollten ein paar der unzähligen Besucher etwas anderes verstanden haben – nämlich „Marschmusik ist Arschmusik.“ Immer wieder auftauchende Probleme ziehen sich, und das mag wohl bei jedem Kulturverein der Fall sein, wie ein roter Faden durch 20 wertvolle Schaffensjahre. So hatte man manchmal schon 120 Mitglieder, die sich im Laufe der Zeit halbierten. Zweimüller bringt die unerquicklichen Phasen auf den Punkt: „Förderungen kriegen wir jetzt auch weniger wie früher.“ Das Hauptproblem stellt jedoch die Tatsache dar, dass kein fixes Lokal zur Verfügung steht. Immerhin aber gibt es das urige Gasthaus Moser.
Außerdem:
„Schön wäre es wenn wieder mehr kulturbegeisterte junge Besucher die Veranstaltungen besuchen würden.“ Allein, oft liegt es wahrscheinlich am Bekanntheitsgrad der Bands. So sagt er: „Die Leute sind leider sehr verwöhnt. Darum wird es immer schwieriger, Besucher für Veranstaltungen von jungen talentierten Nachwuchskünstlern zu bewegen.“
Das Kreuz mit der (geistigen) Provinz
Als eines der Ziele betrachtet der von drei Personen (Johann Zweimüller, Michael Neudorfer und Erwin Kovacs) gegründete Verein KULIMU nach wie vor die parteipolitische Unabhängigkeit. So ist ein manifester politischer Standpunkt vertreten, der da lautet:
„Für Toleranz, für Demokratie, für soziales Engagement, für den Schutz von Minderheiten, für Umweltbewusstsein, für liberales Denken, für die Freiheit der Kunst, für menschenorientiertes Handeln, für den Widerstand gegen Ausländerhass – und gegen den alltäglichen Faschismus, gegen inhumane Machtpolitik, gegen jede Form von Gewalt.“ (Stand 1996, aus: KULI-News, Sonderausgabe „Die ersten zehn Jahre“)
Aber eine mit klarem Kulturauftrag versehene Kulturorganisation hat es am Land – oder in der „Provinz“, wie der Leumund (zurecht) zynisch zu sagen pflegt – ohnehin schwer. Nicht nur, wenn diverse katholische Frauengruppen, die im Durchschnitt ja doch rurales Gebiet bewohnen, wieder einmal eine Ausstellung namens „Gewalt gegen Frauen“ missverstehen
(wollen?) – da gab es dann folgerichtig einen „kleinen Aufstand im Ort“, so Zweimüller mit einem Schmunzeln.
Bei allen negativen Geschehnissen sollen jedoch die erfreulichen nicht unter den Tisch gekehrt werden. Zweimüller erwähnt auf die Frage nach den Höhepunkten der 20-jährigen KULIMU – Geschichte den „Landeskulturpreis für Kulturarbeit des Jahres 1989“, den von 2000 Menschen besuchten Auftritt der Musikgruppe „Gerhard Polt & Biermösl Blosn“ im Juni 1990 und die Lesung von H. C. Artmanns im März 1987. Ein wichtiger Aspekt ist auch jener der vor kurzem eintretenden Besuchermaximierung: „Seitdem wir weniger Veranstaltungen machen, ist der Besuch wieder besser.“ Und trotz aller unglücklicher Vorfälle kann das KULIMU -Team auf erfolgreiche 20 Jahre stolz sein- mit oder ohne Zweckoptimismus…
Johannes Rausch ist Redakteur des Onlinemagazins FM5. Lebt und arbeitet in Vöcklabruck.